Bogenschießen ist ein Sport, der weltweit immer mehr Anhänger findet. In Deutschland rückte er zuletzt wieder mehr ins Rampenlicht der Medien, nachdem Lisa Unruh aus Berlin bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio in einem spannenden Match gegen die Südkoreanerin Chang Hye-jin Zweite wurde und eine Silbermedaillie mit nach Hause brachte.
In Berlin wurde sie daraufhin 2016 und 2018 zur „Sportlerin des Jahres“ gekürt.
In Berlin gab es einige Jahre lang die „Berlin Open“ (www.berlin-archery.de) als internationales Preisturnier, das Teilnehmer aus der ganzen Welt anlockte. Nach einer Pause kam es nun Ende 2018 zu einer Neuauflage – in der Falkenseer Stadthalle. Am 14. bis 16. Dezember 2018 fanden sich 460 Bogenschützen aus 27 Ländern in der Gartenstadt ein, um sich an den aufgestellten Schießscheiben zu beweisen.
Peter Sach ist Abteilungsleiter der Bogenschieß-Abteilung vom SV Dallgow 47 e.V. Er gehörte mit zum Organisationsteam vor Ort: „Verantwortlich für die Neuauflage der Berlin Open ist der Bogensportförderverein BB e.V. aus Berlin. 120 Helfer aus den verschiedensten Vereinen haben dabei geholfen, die Berlin Open 2018 zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Wir haben uns sehr gefreut, dass nicht nur Bogenschützen aus der Region bei der Durchführung des Turniers geholfen haben. Zum Teil sind Helfer sogar aus dem Ruhrgebiet angereist. Das ist natürlich toll. Falkensee war für die Berlin Open ein sehr guter Veranstaltungsort. Wir planen aber, das Event wieder nach Berlin zu bringen und sprechen hier mit den großen Hallen, so etwa auch mit dem Velodrom. Der Zuspruch zeigt, dass es sich lohnt, so ein Turnier zu veranstalten. Unsere Vision ist es, das größte internationale Preisturnier in ganz Europa zu werden.“
Die Schützen, die sich wahlweise mit dem Olympischen Recurve- oder mit dem Compound-Bogen für das Turnier angemeldet hatten, mussten sich am Freitag und am Samstag einer Qualifizierungsrunde stellen. Sie schossen dabei aus 18 Metern Entfernung mit drei Pfeilen auf eine „Ampel“, die aus drei Zielscheiben jeweils in der Größe eines Suppentellers bestand. Für einen Treffer ins Zentrum konnten die Schützen zehn Ringe (Punkte) kassieren. Nach 60 Schuss waren so maximal 600 Ringe möglich. Bereits beim Qualifying wurden Ringzahlen von 586 abwärts auf die Ergebnistafeln geschrieben, was für die Qualität des Turniers spricht.
Peter Sach: „Der Weltmeister und Olympiasieger Donghyun Im war bei uns, die Frauenmannschaft der Süd-Koreaner war mit am Start, die indische Nationalmannschaft stellte sich dem Wettbewerb und es waren auch Schützen aus der Mongolei mit dabei. Da die Berlin Open offen für jeden Schützen waren, konnten auch ganz normale Schützen am Turnier teilnehmen und hier Erfahrungen sammeln.“
Zu diesen Schützen zählte auch Dirk Viererbe aus Dallgow-Döberitz: „An den Berlin Open habe ich zum ersten Mal teilgenommen. Ich war eigentlich auch ganz entspannt. Allerdings hatte ich einen Scheibennachbarn aus Polen, der hat nur Zehnen geschossen und ab und zu auch einmal eine Neun. Da konnte ich nicht mithalten.“
Die Qualifizierungsrunden fanden in der Sporthalle der Falkenseer Stadthalle statt. Hier standen über 30 nagelneue Zielscheiben nebeneinander – über denen die Flaggen der 27 beteiligten Nationen wehten. Das war schon ein großer Sportmoment für Falkensee, das ja gerade erst die Auszeichnung zur sportlichsten Stadt in ganz Brandenburg errungen hatte.
Auffallend war bereits an den ersten Tagen, dass viele Bogenschützen im Rollstuhl an den Berlin Open teilnahmen. Peter Sach: „Die größte Neuerung bei den Berlin Open 2018 war, dass wir eine eigene Para-Behindertenklasse aufgemacht haben. Da viele Schützen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, aber zu den Top-Schützen gehören, wurden sie auch in den Standardklassen mit gewertet. Das ist Integration pur. Das gab es so bei einem Preisturnier dieser Art bislang noch nicht. Wir hatten auch Anmeldungen von blinden Schützen – und waren entsprechend darauf vorbereitet. Die Anmeldungen wurden dann aber wegen Krankheitsfällen zurückgezogen, was wir sehr bedauern.“
Burkhard Gauding vom BSV Zierenberg war extra aus Nordhessen angereist, um die Berlin Open 2018 mit zu organisieren. Er resümmiert: „Dass es ein internationales Großturnier in Deutschland überhaupt gibt, ist etwas ganz Besonderes. Wir spielen damit in einer Klasse mit den großen Turnieren in Frankreich, in Holland und in Las Vegas, USA. Der Anfang ist gemacht, jetzt kann es nur bergauf gehen. Dass wir 800 bis 900 Bogenschützen zum Mitmachen animieren können, das ist absolut nicht utopisch. Wir sind von der Anzahl der Teilnehmer bei den Berlin Open nach der Pause sehr positiv überrascht worden.“
Ein besonderer Coup: Das Finale der Berlin Open fand nicht in der Turnhalle statt, sondern in der Veranstaltungshalle. Hier hatten die Helfer einen Laufsteg im rechten Winkel zur Bühne aufgebaut – und eine deutlich erhöhte Rampe für die Schützen errichtet. Sie konnten so direkt auf die Bühne anlegen, auf der die Zielscheiben aufgebaut waren. Im Gegensatz zur Sporthalle war die Veranstaltungshalle fast komplett verdunkelt – nur die Zielscheiben waren erleuchtet.
Das war für die Schützen kein Problem – die besten Teilnehmer des Turniers zeigten vor vielen Zuschauern einen spannenden Wettkampf mit hohen Ringzahlen, um sich ihren Teil vom Preisgeld zu verdienen – das mit 15.000 Euro alles andere als niedrig ausfiel. Die Finale wurden in den Bogenklassen Compound und Recurve jeweils für Frauen und Männer und für die Sparte Para (Schützen mit Behinderung) ausgetragen.
Im Finale traten immer zwei Schützen gegeneinander an. Bei den Recurve-Schützen wurde nach drei Pfeilen ein Sieger gekürt, der so zwei Punkte verdiente. Bei sechs Punkten galt das Match als gewonnen. Die Compound-Schützen nutzten einen anderen Modus: Sie schossen fünf Passen nacheinander und zählten am Ende die Ringe zusammen.
Bei Punktegleichstand gab es in beiden Fällen ein spannendes Stechen: Beide Schützen legten nur einen einzelnen Pfeil auf die Sehne. Der Pfeil, der nach dem Schuss näher in der Mitte der Zielscheibe steckte, gewann dann das Match. Bei den Männern holten sich Jonathan Vetter aus Deutschland (Recurve) und Max Haugseth aus Norwegen (Compound) Gold, bei den Frauen gewannen Jeon Na Yeong aus Süd-Korea (Recurve) und Lucie Mason aus England (Compound) das Finale. In der Sparte „Para Revurve“ siegte Andreas Kretzer aus Deutschland, bei „Para Compound“ war es Marcel Pavlik aus der Slowakei.
Der auch für die Zuschauer spannend inszenierte Wettkampf hätte durchaus noch ein paar mehr interessierte Besucher aus Falkensee vertragen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 155 (2/2019).
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