Am 5. Januar gab es im Theatersaal vom Kulturhaus Spandau keinen einzigen freien Sitzplatz mehr. Die Zuschauer des „Eagel Slams“ schauten gegen 20 Uhr gebannt auf das einsame Mikrofon auf der Bühne und warteten auf das, was da kommen möge. Wobei: Man sollte die Gäste wohl besser als Zuhörer bezeichnen.
Denn bei einem „Eagel Slam“ gibt es nicht wirklich etwas zu sehen. Kein Theater, keine Zauberei und auch keine Artistik. Stattdessen dreht sich alles nur um die reine Kraft des Wortes.
Ortwin Bader-Iskraut und Samson hatten zum „Eagel Slam“ geladen. Vier Namen bekannter Poetry Slammer standen an diesem Abend auf ihrer Gästeliste, eine fünfte Wort-Kombatantin hatte sich noch ganz spontan auf die „Offene Liste“ schreiben lassen.
Ortwin Bader-Iskraut: „Zusammen sind wir die ‚Kiezpoeten‘. Wir veranstalten Poetry Slams an vielen Orten in Berlin und Brandenburg, seit einem Jahr sind wir mit dem Eagel Slam nun auch in Spandau. Das Publikum war am Anfang noch nicht so ganz mit der Idee eines Poetry Slams vertraut. Jetzt lieben die Zuhörer das umso mehr – viele kommen immer wieder. Bis in den April hinein treten wir einmal im Monat im Kulturhaus Spandau auf.“
Den Zuschauern erklären die beiden jungenhaften Kiezpoeten die einfachen Regeln. Wer bei ihrem Poetry-Slam mitmischen möchte, der muss einen selbst verfassten Text (egal, zu welchem Thema) vortragen, der nicht länger als zehn Minuten sein darf. Die Vortragenden dürfen keine Kostüme tragen und Gesang darf nur Mittel zum Zweck sein, aber nicht das vorherrschende Stilelement. Auch für die Zuhörer gibt es Regeln: Sie sollen die Slammer mit Respekt behandeln.
Im Januar wagten sich vier geübte Poetry Slammer an das Mikrofon. Lisa Maria Olszakiewicz sprach äußerst gewitzt über Helden und nahm sich ein Spermium zum Vorbild, das „ein Stück vom Mutterkuchen“ abhaben wollte und in einem „Feuerwerk aus Endorphinen“ nach vorne drängte. Aron Boks fabulierte als Neu-Berliner über die U-Bahnlinie 8 und brachte den Smalltalk des Untergrunds auf den Punkt: „Stell dein Bein nicht so schwul neben meins.“ Jon Lorenzen begeisterte mit sensationell gereimten Limericks, während Alina Springer nicht die erste große Liebe, sondern den ersten heißen Sex zum Thema wählte.
Zufällig ausgewählte Personen aus dem Publikum durften jeden Auftritt mit bis zu zehn Punkten bewerten. Nach einer sehr lustigen Impro-Runde kam es zu einem Stechen der letzten drei Wort-Akrobaten, das Lisa Maria Olszakiewicz mit einem exzellenten Text über die Tanzgelüste einer jungen Bienendrohne gewann. Zur Belohnung für ihre tollen Texte bekam sie einen Jutebeutel, der zuvor von den teilnehmenden Zuhörern mit zahlreichen kleinen Geschenken befüllt worden war.
Weitere Eagle Slams (www.facebook.com/eagelslam) finden im Kulturhaus Spandau (www.kulturhaus-spandau.de) jeweils ab 20 Uhr am 9. Februar, am 9. März und am 6. April statt. Im Herbst geht es dann weiter. Eine Karte kostet knapp zehn Euro. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 155 (2/2019).
Der Beitrag Wortgewaltiges beim Eagel Slam im Kulturhaus Spandau erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.