Am 20. September tagte in Berlin das Klimakabinett. Gleichzeitig wurde in New York einer der wichtigsten UN-Gipfel des Jahres vorbereitet. Da war es kein Zufall, dass der dritte globale Klimastreik genau auf den gleichen Tag fiel. Weltweit gingen die Menschen auf die Straße, um auf die Einhaltung des Parisabkommens zu pochen und gegen die anhaltende Klimazerstörung zu protestieren.
Allein in Deutschland beteiligten sich 450 Städte und Kommunen an dem Streik (www.klima-streik.org), 1,4 Millionen Demonstranten waren auf der Straße.
In Falkensee organisierte die lokale Fridays for Future Gruppe einen Demonstrationszug, der vom Busbahnhof über den Sportplatz am Rosentunnel (dort hatte das Vicco-von-Bülow-Gymnasium gerade ein Sportfest) über das LMG-Gymnasium bis hin zum Rathaus führte. Dort endete die Demonstration mit weiteren Reden und einem Picknick auf der Wiese´.
„Wir sind die erste Generation, die die Folgen der Klimakrise zu spüren bekommt und die letzte, die noch handeln kann. Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, sind die Schäden, die wir unserem Planten zufügen, unumkehrbar“, sagte Christian Vogel von Fridays for Future Falkensee.
„Die Klimakrise zu bewältigen ist keine Aufgabe für eine einzelne Generation. Das ist eine Aufgabe für die gesamte Menschheit. Deshalb rufen wir alle dazu auf, sich unserem Streik anzuschließen. Die Politik muss endlich handeln“, ergänzte Studentin Martina Freisinger, ebenfalls aus Falkensee.
Am Busbahnhof versammelten sich um Freitag gegen elf Uhr etwa 300 Demonstranten. Auffällig war, dass weit über die Hälfte der Anwesenden inzwischen keine Schüler mehr waren, sondern Erwachsene. Dina Liesegang: „Ich finde es gut, dass der Klimaprotest nun auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Das Thema betrifft nicht nur die Kinder.“
Mareike Loll war mit zwei ihrer kleinen „Lollis“ vor Ort: „Ich möchte gern persönlich ein Zeichen setzen und das auch meinen Kindern ermöglichen, die noch zu klein sind, um alleine auf eine Demo zu gehen. Meine Kinder machen sich große Sorgen um das Klima und ich selbst sehe die Klimaentwicklung als echte Bedrohung an. Wir versuchen inzwischen, selbst aktiv zu werden und unsere Klimabilanz zu verbessern. So bauen wir viel eigenes Gemüse im Garten an, essen kaum noch Fleisch, kaufen regional ein und reduzieren Plastik und Verpackungen. Zurzeit nehmen wir uns einen Raum im Haus nach dem anderen vor. Zurzeit sind wir im Bad. Es ist erschreckend, wie viel Plastik hier zum Einsatz kommt. Generell versuchen wir eben, nachhaltiger zu leben.“
In die gleiche Kerbe schlägt auch Ulf Hoffmeyer-Zlotnik vom Seniorenbeirat der Stadt Falkensee: „Immer nur Änderungen von der Regierung zu fordern ist falsch. Wir müssen selbst etwas unternehmen. Deswegen sagt der Seniorenbeirat: Lasst das Auto stehen, nutzt den öffentlichen Personennahverkehr, kauft keine Kiwis aus Neuseeland und fliegt nicht in den Urlaub.“
In Falkensee hat sich auch eine Gruppe namens „Parents 4 Future“ gegründet. Sie schrieb einen offenen Brief an die Schulen der Gartenstadt – mit der Bitte, den Klimastreik am 20. September als Sonderprojekttag oder mit einem Unterrichtsgang zu unterstützen.
Anscheinend mit wenig Erfolg. Mitgründer Torsten Kühnemund: „Wir sind erst ein halbes Dutzend in der Elterngruppe – aber wir wollen noch wachsen und in Falkensee zu einer Stimme werden. Wir bieten den Kindern und Jugendlichen unsere aktive Hilfe an. So organisieren wir z.B. Werbematerial oder transportieren sperrige Dinge im Hänger zum Einsatzort.“
300 Menschen auf der Straße – das war schon ein beeindruckender Anblick. Angesichts eines globalen Klimastreiks, an dem demonstrativ Homepages heruntergefahren und Firmen komplett die Arbeit verweigern sollten, war der Aufmarsch in Falkensee aber noch zu artig. Es waren auch deutlich weniger bemalte Schilder zu sehen als bei den vorangegangenen und von den Schülern geführten Fridays for Future Demos am gleichen Ort. Immerhin ein paar Sprüche wie „All I want for chrismas is Kohleausstieg“ oder „Unser kleiner Bruder kennt keinen Schnee“ waren zu lesen.
Allein das Reizthema Klimaschutz im Verbund mit einigen Fotos der Demo ließen die lokalen Facebook-Gruppen einmal mehr eskalieren. Den Klimaschützern steht anscheinend ein großer Block Bürger entgegen, die der Meinung sind, dass es keine Klimaerwärmung geben kann, wenn es zwischendurch immer wieder kalte Tage gibt oder es doch einmal zu einer kleinen Regenhusche kommt. Facebook-Kommentare wie „Wenns nicht russt, hats keine Leistung“ sollen sticheln und provozieren.
Das ist auch das große Problem der Klimadiskussion: Längst wurde sie von der Politik vereinnahmt, sodass die Gesinnung inzwischen wichtiger erscheint als die wissenschaftlichen Fakten. Beim Kampf Links gegen Rechts finden die aktuellen Studien und Warnungen der parteilosen Wissenschaftler kein Gehör mehr. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 163 (10/2019).
Der Beitrag Großer Klimastreik: Fridays For Future lockt 300 Falkenseer auf die Straße! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.