Als Michael Stober vor acht Jahren das ehemalige Landgut der Industriellenfamilie Borsig in Groß-Behnitz übernahm, da ahnte kaum jemand, dass er die alten Ruinen einmal in die mehrfach so ausgezeichnete „beliebteste Tagungslocation Deuschlands“ verwandeln würde. Viele Millionen Euro sind seitdem in die Sanierung der alten Gebäude im typisch roten Ziegelsteingewand geflossen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Das große Areal lädt zu großen Feiern ein, viele Hochzeiten finden vor Ort statt (es gibt ein eigenes Standesamt) und zahllose internationale Firmen, Vereine und Institutionen nutzen das „Landgut Stober“ (www.landgut-stober.de) regelmäßig für ihre Veranstaltungen, Kongresse, Messen, Meetings und Tagungen.
Michael Stober: „Vor acht Jahren stand ich mit Matthias Platzeck auf dem Landgut und er sagte: ‚So Verrückte wie Sie braucht das Land Brandenburg, um sich zu entwickeln.'“ Das stimmt sicherlich. Ohne Beharrlichkeit, eine klare Vision und einen langen Atem wäre das „Landgut Stober“ nicht zu dem geworden, was es heute ist.
Ein wichtiger Baustein im Gebäudeensemble ist das Bio-Hotel. Es war das allererste Bio-Hotel in ganz Brandenburg. Es nutzt eine Photovoltaikanlage zur Stromgewinnung, eine Regenwasseranlage für die Spülung aller WCs und eine Holzschnitzelheizung zur Wärmegewinnung. Alle Zimmer sind elektrosmogreduziert.
Michael Stober: „Als Tagungsstandort benötigen wir deutlich mehr Einzelzimmer, um die Gäste unterzubringen. Aus diesem Grund war es nötig, das Hotel noch einmal zu erweitern.“
Im Januar 2019 begannen die Bauarbeiten für den Neubau. Er ist 87 Meter lang, zwölf Meter breit und drei Stockwerke hoch. Der Neubau verläuft parallel zur Straße und schließt die Lücke, wo früher einmal der Ochsenstall vom Landgut stand. Der Neubau erhöht die Zimmeranzahl auf knapp 300 – es gibt nun 82 Doppelzimmern, 172 Einzelzimmer (Neubau) und 20 Suiten.
Auch beim Neubau bekam es Michael Stober wieder mit vielen Widrigkeiten und Problemen zu tun: „Der Erweiterungsbau war nicht immer einfach. Aber ich wachse mit den Widerständen. Wir haben übrigens vorrangig lokale Firmen beauftragt und wo das nicht ging, Unternehmen aus der Region.“
11 Millionen Euro hat der Erweiterungsbau gekostet, 3,3 Millionen stammen aus öffentlichen Fördermitteln. Wie gut diese investiert wurden, das wollte sich Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke selbst einmal anschauen. So stattete er am 16. September zusammen mit dem Landrat des Havellandes Roger Lewandowski dem „Landgut Stober“ einen Besuch ab – passend zur feierlichen Eröffnung des Erweiterungsbaus.
Dietmar Woidke: „Ich kenne das Landgut Stober sehr gut und habe hier schon viel Zeit verbracht. Ich kann mich an viele persönliche Erlebnisse erinnern. So stand ich einmal zusammen mit den Sugarbeats im Kuhstall und habe mit ihnen zusammen einen Song der Rolling Stones gesungen.“
Bei der Eröffnung des Hotelanbaus wurde viel davon gesprochen, dass die Investition in den Ausbau des Landgut Stobers ja regelrecht antizyklisch erfolgen würde – mitten in der schwersten Krise des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg.
Michael Stober: „Wir haben lange nur eine schwarze Null im Landgut Stober geschrieben. Die letzten drei Jahre waren dann recht erfolgreich und wir haben uns einen kleinen Puffer aufbauen können. Durch Corona haben wir leider gleich ab März Absagen im Tagungsbereich in Millionenhöhe verzeichnet. Wir haben trotzdem alle Mitarbeiter gehalten und keine Entlassung ausgesprochen. Wir haben schließlich einen Fachkräftemangel in Deutschland. Der Mitarbeiter, der jetzt geht, der kommt nie wieder. Meine persönliche Einschätzung ist übrigens, dass wir einen Impfstoff benötigen, um wieder zu unserem normalen Alltag zurückzufinden. Für den Fall, dass es zu einer Trendwende kommt, sind wir allerdings bestens gerüstet.“
Dietmar Woidke lobte den Mut der Unternehmerfamilie Tanja Getto-Stober und Michael Stober: „Wenn Sie in zehn Jahren einmal zurückblicken auf dieses Jahr voller Sorgen und Unsicherheiten, dann werden Sie stolz sein und sich sagen, dass Sie in schweren Zeiten genau die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Das Landgut Stober ist eins der schönsten Schaufenster im Land Brandenburg.“
Das neue Hotel kann sich aber auch wirklich sehen lassen. Ein gewaltiges Glasfoyer trennt nun den Altbau vom langgestreckten Neubau. Michael Stober: „Die alte Lobby war einfach zu klein, die Gäste konnten sich nicht aufhalten. Jetzt haben wir viel Platz. Und abends verwandelt sich die Lobby sogar in eine Bar.“
Tatsächlich ist die Lobby ein wahrer Augenöffner geworden – mit einem riesigen quadratischen Aufenthaltsbereich mit Sofas und Kissen, einem modernen Empfang, vielen kleinen Nischen mit Sitzgruppen, moderner Kunst an den Wänden und einer riesigen Weltkarte aus Moos, in der Fähnchen für alle Länder stecken, aus denen Bewohner bereits im Bio-Hotel eingecheckt haben. Ein Schaukasten zeigt außerdem Fragmente eines alten germanischen Ofens, der bei den Fundamentarbeiten gefunden wurde und der 2100 Jahre alt ist. Michael Stober: „Da haben wir die Ortsgeschichte gleich einmal neu geschrieben.“
An die Lobby schließt sich der Frühstücksbereich an – mit einer modernen Büffetzeile und mehreren ansprechend gestalteten Frühstücksräumen. Gern können die Gäste aber auch auf die Terrasse im Innenhof treten und hier an den Tischen Platz nehmen. Wenn es das Wetter zulässt.
In den Zimmern warten wieder einige Überraschungen auf den Übernachtungsgast. Beim Betreten der Räumlichkeit startet ein Bewegungsmelder leises Vogelzwitschern, das nach einer kurzen Zeit wieder verstummt. So wird man gleich auf besonders nette Weise willkommen geheißen.
Der Bewegungssensor triggert auch die Raumheizung. Michael Stober: „Die Zimmer haben von Hause aus eine Temperatur von 16 bis 18 Grad. Betritt eine Person den Raum, so dauert es nur 60 Sekunden, um die Temperatur auf 23 Grad zu erhöhen. Wir heizen die Luft, das funktioniert wie bei einem Heizlüfter. Ein Wärmetauscher hilft uns dabei, die Energie zu halten. Im Dach können wir bei erhöhter Sonnenstrahlung sogar mit einer Kühlung arbeiten. Wir sparen auf diese Weise sehr viel Heizenergie, da die meisten Tagungsgäste ja nur nachts in ihren Zimmern sind.“
Vor den Fenstern sind außerdem automatische Rollos mit einer dunklen Gaze angebracht, die abhängig von der Sonneneinstrahlung heruntergefahren werden und die Räume vor Überhitzung schützen. Sie dienen auch als Sicht- und Insektenschutz. Natürlich lassen sie sich von den Gästen auch manuell bedienen.
Michael Stober: „Auch auf dem Erweiterungsbau wird eine Photovoltaikanlage installiert. Wenn keine Sonne scheint, sind wir noch für zwei Tage dazu in der Lage, uns mit Strom zu versorgen. Wir möchten gern auf Dauer zu einhundert Prozent autark vom Stromnetz werden.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 175 (10/2020).
Der Beitrag Mehr Bio-Zimmer: Das Bio-Hotel auf dem Landgut Stober bietet jetzt 300 Betten! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.