Corona hat dafür gesorgt, dass die Havelländer in diesem Jahr ganz besonders viel Zeit in ihrem Garten verbracht haben. Da wurde gebuddelt und gesät, beschnitten und gepflanzt, umgegraben und neu gestaltet. Ein Teil der Gartenbesitzer hat dabei festgestellt, dass sie viele Pflanzen übrig haben, die in ihrer Scholle keinen Platz mehr finden. Ein anderer Teil hat zur gleichen Zeit realisiert, dass der eigene Garten durchaus ein Upgrade verkraften könnte: Neue Pflanzen müssen her!
Die Pflanzen- und Erntebörse, die zwei Mal im Jahr von der AG Umwelt der Lokalen Agenda Falkensee organisiert wird, bringt beide Gruppen zusammen. Rein private Anbieter dürfen dann stets auf der Festfläche neben dem Jugendclub Saftladen ihre Tische aufbauen, um frisch aus dem Boden gezupfte Pflanzen anzubieten – für einen fast symbolisch zu nennenden Preis, der weit unter dem liegt, was eine kommerzielle Gärtnerei verlangen würde. Auf einer solchen Pflanzenbörse lassen sich aber nicht nur besonders ausgefallene oder für den Havelländer Boden extrem gut geeignete Pflanzen einkaufen. Oft sind es die besonderen Tipps und Tricks der Verkäufer, die einen Einkauf vor Ort erst lohnend machen.
Die Frühjahrs-Pflanzenbörse hat in diesem Jahr aufgrund der damals geltenden Corona-Regeln ausfallen müssen. Die Herbst-Veranstaltung am 26. September wurde komplett neu durchdacht. So wechselte man auf den großen Festplatz und nutzte die Fläche, um die annähernd 50 angereisten Händler im großen Abstand voneinander auf der Wiese zu platzieren. Ein Einbahnsystem stellte außerdem sicher, dass sich die Wege der Besucher nicht kreuzten.
Bjarne Utz von der Lokalen Agenda: „An dem Tag hat es immer wieder geregnet. Wir dachten, es kommen nur zwei oder drei Leute, aber der Andrang war enorm.“
Yvonne Scherzer von der AG Umwelt: „Da die Frühjahrsbörse ausgefallen ist, haben die Gartenfreunde ganz auf die Herbstbörse gesetzt. Um sieben Uhr morgens standen bereits die ersten Händler vor der Tür, obwohl der Aufbau doch erst um 8:30 Uhr beginnen sollte.“
Bei einem Rundgang traf man auf viele bekannte Gesichter. Thomas Vogel, der bei den Falkenseer biofreunden kocht, bot so etwa Kräuter aus dem eigenen Garten an: „Vor allem mein selbst angezogener Salbei ging sehr gut. Überhaupt fanden die mediterranen Kräuter schnell neue Besitzer. Ich empfehle den Käufern, eine eigene Kräuterspirale im Garten anzulegen.“
Thomas Vogel hatte auch mehrere Töpfe mit kleinen Walnuss-Bäumchen dabei: „Da waren die Eichhörnchen wieder fleißig und haben lauter Walnüsse in meinem Garten vergraben. Vielleicht möchte ja jemand einen Walnuss-Baum im Garten haben.“ Walnüsse sollen Mücken fernhalten, also lohnt es sich mitunter auch aus diesem Grund, einem solchen Baum eine Heimat im Garten zu geben.
Auch Alice Börst von Finkenblumen war mit einem eigenen Stand auf der Pflanzenbörse anzutreffen. Sie bot einmal mehr selbst zusammengestellte Sträuße aus dem eigenen Garten an: „Die Sträuße, die ich heute mit dabei habe, die lassen sich in die Vase stellen, sie trocknen aber auch komplett aus und können dann dauerhaft als Trockensträuße eingesetzt werden.“
Außerdem hatte sie Zierquitte, Weinraute und Zitronenmelisse mit dabei: „Ein Zweig Zitronenmelisse in einem Krug Mineralwasser, das mögen alle. Und es ist besser, als wenn man Zitronensaft verwendet. Die Säure könnte sonst leicht die Zähne schädigen.“
Ihre Überraschung: Topinambur-Wurzeln, eine große Handvoll für einen Euro: „Topinambur wächst bis zu drei Meter hoch und blüht gelb. Die Pflanzen vermehren sich sehr gut, manchmal auch schon zu gut. Deswegen mein Tipp: Die Wurzeln sollte man in einen Eimer pflanzen, dann können sie sich nicht zu sehr ausbreiten. Die Wurzelknollen kann man übrigens essen.“
Trotz kalter Temperaturen und Nieselregen schaute auch Thomas Lenkitsch aus Falkensee bei der Börse vorbei: „Ich habe heute bereits Lichtnelken, weißblühendes Immergrün, Hibiskus und Goldlack eingekauft. Ich bin regelmäßig Gast auf der Pflanzenbörse. Ich schaue, was in meinem doch recht schattigen Garten wächst – und hole dann noch mehr von diesen Pflanzenarten. Von der Herbstanemone könnte ich noch einige Exemplare vertragen.“
Auf einem Rundgang durch das Gelände konnte man so einiges auf den Tischen und in den geöffneten Kofferräumen der Autos entdecken. Da gab es Avocado-Bäumchen, Minze, Efeu, Rosenstöcke, Olivenbäume, Weintrauben, Johannesbeere, Ritterzitrone, Hanfpalmen, Mutterkraut, Waldgras, Apfelbeeren, Liebstöckel oder Lavendel, um nur einen kleinen Überblick über das Spektrum zu geben. Auch Sämereien, Honig aus eigener Produktion, hausgemachte Marmeladen sowie Blumenzwiebeln und Knollen wurden verkauft.
Rita Gebendorfer aus Falkensee hatte für all diese reizvollen Angebot keine Augen. Sie umklammerte einen großen Topf mit einem Feigenbäumchen: „Im Auto habe ich bereits zwei Hibiskus-Pflanzen und einen Tomatenbaum, der überwintern kann. Ich bin aber auch ein ganz großer Feigen-Freund. Dieses Feigenbäumchen soll so robust sein, dass es auch im Winter draußen bleiben kann. Ich bin gespannt.“
Wie in jedem Jahr, so gab es auch dieses Mal Kaffee und Kuchen für die Gäste. Auch die Eichhörnchenhilfe um Karin Grusdat war wieder mit einem Stand vertreten, um Gelder zu sammeln. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 176 (11/2020).
Der Beitrag Herbst-Pflanzenbörse in Falkensee: Pflanzen für den eigenen Garten – zum Schnäppchenpreis! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.