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Channel: Seite 384 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Aufräumtag für ein sauberes Elstal: 50 packten mit an!

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Es ist unansehnlich, nicht schön für die Natur und einfach nur eine ganz große Sauerei: Viel zu viele schwarze Schafe entsorgen ihren Müll einfach dort, wo sie gerade stehen und gehen. Die Elstaler treffen sich inzwischen schon zwei Mal im Jahr, um mit Müllsack und Greifzange auf die Jagd nach Kaffeebechern, Glasflaschen und leeren Zigarettenschachteln zu gehen. Auch in diesem März haben sie wieder deutlich mehr Müll gesammelt, als sie das im Vorfeld gehofft hatten.

Alexandra Livet (46) aus Elstal ist schwer genervt. Sie wohnt mit ihrem Mann Nick sehr gern im Grünen. Aber muss es denn sein, dass ausgerechnet das Grün im Ort so sehr vom Zivilisationsmüll verschandelt wird? Ihr geschultes Auge entdeckt bei jedem noch so kleinen Gang eine leere Getränkebüchse im Gebüsch, das plastikbeschichtete Papier von einem Schokosnack in einer Böschung oder eine zusammengeknüllte Zigarettenpackung im Sand hinter einer Bank.

2018 hat Alexandra Livet zum ersten Mal die Ärmel hochgekrempelt, die rustikalen Gartenhandschuhe übergezogen und den Müllbeutel geschultert: „Damals habe ich zum ersten Mal den ‚Aufräumtag für ein sauberes Elstal‘ ausgerufen, seitdem nehmen wir uns sogar zwei Mal im Jahr die Zeit, um gemeinsam unsere Nachbarschaft aufzuräumen. Im Schnitt sind immer so 40 Leute mit dabei, die von einem gemeinsamen Treffpunkt aus ausschwärmen und auf die Suche nach dem Müll gehen. Die Gemeinde Wustermark hilft uns inzwischen. Sie stellt die Müllsäcke und die Handschuhe – und kümmert sich am Ende des Aufräumtages darum, den Müll, den wir zusammengetragen haben, abzuholen und fachgerecht zu entsorgen. Wir sind übrigens kein Verein. Fabian Streich (24) und ich gehören dem Umweltnetzwerk an. Es kann aber zum öffentlich bekannt gegebenen Termin gern jeder dazukommen, der Lust darauf hat, sein Elstal etwas sauberer zu machen.“

Am 6. März gingen die Elstaler das erste Mal im neuen Jahr auf die Müllsuche. Sie trafen sich auf dem Karl-Liebknecht-Platz und vor dem Theologischen Zentrum. Um 10 Uhr ging es mit Harke, Eimer und Schubkarre bewaffnet los, um 14 Uhr wurde der Aufräumtag offiziell beendet.

In diesem Jahr wurde der zusammengetragene Müll vor dem Bahnhof Elstal gesammelt. Auf dem imposanten Müllhaufen, den die Elstaler da in Einzelteilen aus der Nachbarschaft gepflückt hatten, fanden sich ganze Bündel mit lokalen Wochenzeitungen, die anscheinend nie ausgetragen wurden, Dutzende Alkoholflaschen, aber auch uralte Computerbildschirme, ganze Metalltüren und sogar ein noch bis zum Rand gefüllter Popcorneimer. Nick Livet: „Besonders befremdlich fand ich ein volles Glas mit Essiggurken, die nach vielen Monaten unter direkter Sonneneinstrahlung nicht mehr besonders genießbar aussahen. Die sahen aus, als würden sie schon hundert Jahre im Freien liegen.“

Alexandra Livet: „Unsere Wustermarker Initiative möchte das Bewusstsein vor Ort dafür stärken, dass wir das Grün und die Natur in unserer Gemeinde bewahren müssen. Ich bin teilweise schockiert gewesen über das, was wir gefunden haben. Ich habe tatsächlich eine Angel gefunden, dabei gibt es nicht einmal einen Kanal oder einen See in der Nachbarschaft. Und ich habe noch nie so viele leere Einweg-Kaffeebecher hier in Elstal aufgesammelt wie in diesem Jahr, dabei haben wir doch noch nicht einmal ein Café.“

Nur aufgeschoben: Es müssen mehr Mülleimer aufgestellt werden!
Fabian Streich: „Der Aufräumtag, das ist nur eine von mehreren Aktionen, an der unser Umweltnetzwerk beteiligt ist. Wir mischen auch in der Gemeindepolitik mit und achten hier auf den Naturschutz und behalten die geplanten Baumaßnahmen im Auge. Seit 2019 bin ich auch im Ortsbeirat mit dabei. Wir sehen zurzeit ganz deutlich das Problem, dass es in Elstal viel zu wenige Mülleimer gibt. Das ist natürlich keine Entschuldigung dafür, dass so viel Müll in der Natur landet. Aber mehr Mülleimer könnten das Problem schon ein wenig eindämmen. Wegen der Corona-Pandemie waren zuletzt keine Gelder da und wir konnten keine neuen Mülleimer aufstellen. Das möchten wir in diesem Jahr angehen: Die Gelder sind bereits im Haushalt eingestellt.“

Besonders freut sich Alexandra Livet darüber, dass sich so viele Kinder am Aufräumtag beteiligt hatten: „Die jüngsten Kinder waren etwa zwei, drei Jahre alt, der Älteste schon um die 15. Das ist natürlich sehr schön zu sehen, wie die Kinder den Müll einsammeln und dabei gleich lernen, dass man ihn ordentlich entsorgt und nicht einfach dort fallen lässt, wo man gerade geht.“

Nick Livet: „Erstaunlich ist, dass wir den Müll eben nicht nur am Rand der Straßen und Wege gefunden haben, sondern auch dort, wo man ihn gar nicht erwartet hätte und wo man auch nicht so einfach hinkommt. So habe ich in einer Senke eine komplette Küchenausstattung gefunden – mit Tellern, Schüsseln und sogar mit Backformen.“

Alexandra Livet ist vor allem dankbar, dass in diesem März erstmals über 50 Personen mit dabei waren, die ihre Arbeitskraft ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache gestellt haben: „Das ist Rekord, so viele waren wir noch nie. Ob die Beteiligung vom Corona-Lockdown befeuert wurde und die Menschen froh sind, gerade jetzt eine Aufgabe zu haben, das kann ich nicht sagen. Ich hoffe, dass immer mehr Elstaler ein Umweltbewusstsein entwickeln und gern mit anpacken möchten. Denn eins ist doch mal sicher: Man läuft wieder viel lieber durch seinen Ort, wenn man nicht auf allen Wegen über den Müll stolpert.“ (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 181 (3/2021).

Der Beitrag Aufräumtag für ein sauberes Elstal: 50 packten mit an! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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