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Channel: Seite 384 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Kino-Filmkritik: The Magic Flute

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Der junge Zauberer Harry Potter und vor allem die magische Schule Hogwarts haben die Zuschauer im Kino nachdrücklich beeindruckt und auch geprägt. Viele Fans wünschen sich unbedingt eine Fortsetzung – oder wenigstens eine adäquate Alternative. Ganz in diesem Sinne gibt es bereits eine erkleckliche Anzahl an magischen Fantasy-Serien und Filmen, die sich an der bewährten Thematik orientieren und den Süchtigen eine Ersatzdroge offerieren. Meist bleibt aber ein schaler Geschmack zurück.

Überraschend anders ist „The Magic Flute“ – von Florian Sigl in Szene gesetzt – nach einem Drehbuch von Andrew Lowery. Als Produzent wird übrigens Roland Emmerich mit genannt.

In dem Film besucht der 17-jährige Tim (Jack Wolfe) als Gesangsschüler das legendäre Mozart-Internat hoch oben in den österreichischen Alpen. Vor Ort verdreht ihm das Mädchen Sophie (Niamh McCormack) den Kopf. Das gefällt dem gestrengen Leiter der Knabenschule (F. Murray Abraham) so gar nicht. Und dann hat Tim auch noch die Aufgabe, einen Fauxpas seines Vaters wettzumachen. Der hat zu seiner Zeit im Internat das Buch „Die Zauberflöte“ gestohlen. Tim soll es zurückstellen.

Doch damit löst er eine magische Reise aus – mitten hinein in die berühmte Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Als Prinz Tamino muss er nun die Prinzessin Pamina (Asha Banks) aus den Fängen des Fürsten Sarastro (Morris Robinson) befreien. Dabei steht ihm der getreue Vogelfänger Papageno (Iwan Rheon) zur Seite. Während sich die Handlung der Oper weiter entspinnt und sehr viel gesungen wird, geht es auch in der wirklichen Welt um die Aufführung der „Zauberflöte“ im Internat.

Zunächst einmal: Die Handlungsebene im Internat ist sehr gut umgesetzt. Ganz schnell baut sich hier eine ganz eigene Coming-of-Age-Atmosphäre auf. Als Zuschauer verliert man sich ganz schnell in diesem hormontrunkenen Teenager-Drama, in dem es um die ganz normalen Befindlichkeiten junger Schüler geht. Und eben auch um die erste eigene Liebe.

Und dann schwenkt das Geschehen immer wieder in die Fantasywelt. Sie sieht stets ein wenig Low Budget aus – die Effekte sind alles andere als Weltklasse. Aber der Kinofilm saugt den Zuschauer ganz unvermittelt in die Zauberflöte von Mozart hinein – und zeigt ihm die komplette Oper. Da wird ordentlich gesungen, mal glockenhell und mal mit tief dröhnendem Timbre.

Beim Zuschauen wird man sofort von Mozart eingefangen. Wer die Oper vorher noch nie gesehen hat, denkt sich an vielen Stellen: Ach, die Melodie, die kenn ich doch, hier kommt sie also her. Weitere Aha-Effekte bekommt der Zuschauer, wenn Lieder wie „Papagena – Papageno“ angespielt werden, auch das kennt man. Und dann diese Sprache. Wenn die Königin der Nacht ruft: „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“, kann man als Zuschauer nur erschaudern.

Der Film „The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte“ erzählt eine schöne Internatsgeschichte mit jungen Musikern, die auf die Bühne drängen und dabei ihren Platz im Leben suchen. Gleichzeitig bringt der Film jungen Menschen, die dazu vorher vielleicht noch nie einen Zugang gefunden haben, die fantastische Oper der Zauberflöte näher – und erzählt sie auch noch mit bunten Kinobildern von vorne bis zum Ende. Das ist ein waghalsiges Kinoexperiment, das sehr gut gelungen ist. (CS / Bilder: TOBIS Film /Luis Zeno Kuhn)

Fazit: 4 von 5 Sterne (FSK 6)
Spieldauer: 124 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=xUV-HbGyEiE

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 200 (11/2022).

Der Beitrag Kino-Filmkritik: The Magic Flute erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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