Überall auf den Wiesen und vor allem auf dem Grünstreifen neben den Straßen blüht es zurzeit leuchtend Gelb. Das ist aber kein Raps, der hier die Straßen zum Leuchten bringt, sondern das Frühlings-Kreuzkraut. Die Landwirte im Havelland fürchten das invasive Kraut, denn es kann bei Pferden und Rindern Leberschäden hervorrufen, wenn es ins Heu gerät.
Das Frühlings-Kreuzkraut (Senecio vernalis), das zurzeit überall in Massen wächst, ist eine invasive Art, die zunehmend nach Deutschland einwandert. Hier war bislang nur das deutlich höher aufschießende Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) anzutreffen, das aber erst später im Hochsommer blüht.
Das Problem mit der krautigen Pflanze, deren Blätter wie von weißen Wattefäden bedeckt sind, sind Inhaltsstoffe mit dem Namen Pyrrolizidinalkaloide (PAs). Sie können vor allem bei Pferden und Rindern Leberschäden hervorrufen. Ziegen und Schafe können laut einer Broschüre des „Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft“ des Landes Brandenburg zum Umgang mit den Kreuzkräutern durchaus auch mit höheren Giftmengen umgehen. Dort steht aber auch: „Auch für Menschen kann die Aufnahme von in Kreuzkräutern enthaltenen Pyrrolizidinalkaloiden gesundheitsschädigend sein. Mögliche Aufnahmequellen sind Kräutertees, aber auch Honig.“
Die Tiere erkennen das für sie schädliche Kraut und fressen es nicht. Gelangt die Pflanze aber ins Heu, so wird sie einfach mitgefressen. Aus diesem Grund überlegen die Landwirte, wie sie mit der schädlichen Pflanze am besten umgehen.
Einige machen sich die Mühe und reißen die Pflanzen von Hand aus, um sie dann schnell in Müllsäcken zu entsorgen. Wird die Pflanze nämlich nur ausgerissen und liegen gelassen, kann sie eine „Notreife“ der Samenkörner einschalten – und sich so doch noch rasch für das kommende Jahr aussäen.
Betroffen von der gelben Blüte ist auch Peter Kaim (53) vom Havellandhof Ribbeck (www.ribbeck-agrar.de): „Wir pflanzen bei uns auch mehrjährige Kulturen an. Hier kann das Frühlings-Kreuzkraut mit der Zeit in die Fläche einwachsen. Wir beobachten das bereits bei der Luzerne, die wächst bei uns im fünften Jahr. Bei unseren großen Flächen ist es uns leider nicht möglich, das Kraut von Hand zu entfernen. Einen gewissen Anteil an Kreuzkraut im Heu können wir noch verschmerzen. Sollte es aber zu viel werden, müssen wir die Anbaufläche umbrechen, um anschließend neu auszusäen. Das mussten wir zum Glück bislang noch nicht machen. Wir machen das Frühlings-Kreuzkraut aber inzwischen auch in unseren mehrjährigen Blühflächen aus.“
Wenn man sich ansieht, wie üppig das Frühlings-Kreuzkraut zurzeit auf sandigen Trockenrasen, im Ödland und auf Ruderalflächen gedeiht, dann fragt man sich, wie es überhaupt noch gelingen kann, dieser Pflanze aus der Familie der Korbblütengewächse etwas entgegenzusetzen. Zumal die Samen durch den Wind verbreitet werden und sich so immer wieder neu in die Felder einbringen.
Peter Kaim: „Bei den starken Winden, die immer wieder im Havelland herrschen, kann man sich vorstellen, wie es die Samen in wirklich jede Ecke trägt.“
Die Frage ist, warum das Frühlings-Kreuzkraut ausgerechnet in diesem Jahr so extrem starke Bestände ausbildet, dass ganze Wiesen gelb erscheinen? Peter Kaim: „Nach fünf sehr trockenen Phasen gerade im Frühling der letzten Jahre hat es in diesem Jahr sehr viel geregnet. Das waren natürlich beste Bedingungen für die im Boden liegenden Samen, um auszukeimen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 207 (6/2023).
Der Beitrag Verflixtes Kraut: Das Frühlings-Kreuzkraut bereitet den Landwirten im Havelland Sorgen! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).