Bevor wir über einen durchgeknallten Bären sprechen, der auf der Kinoleinwand Koks schnüffelt und danach zum Amok-laufenden Killer auf vier Beinen mutiert, müssen wir unsere Aufmerksamkeit Elizabeth Banks zuwenden. Die bekannte Schauspielerin hat im Regiestuhl Platz genommen und mit „Pitch Perfect 2“ den dritterfolgreichsten US-Kinostart einer Regisseurin überhaupt hingelegt.
Ihren Nachfolger versemmelte sie allerdings. Ihre Neuauflage von „3 Engel für Charlie“ geriet an den Kinokassen zu einem ganz üblen Flop. Und was macht Elizabeth Banks? Sie fährt volles Risiko und bietet mit „Cocaine Bear“ den schrägsten Gore-Splatter-Fun-Film des Jahres an. Das muss man sich auch einmal trauen.
„Cocaine Bear“ basiert auf einem wahren Ereignis. Tatsächlich hat ein Flugzeug vor vielen Jahren Koks über den Wäldern Georgias verloren. Und in der Tat hat ein Bär das Koks gefunden und es aufgefressen. Im wahren Leben ist der Bär allerdings prompt an einer Überdosis verstorben.
Im Film wird die Geschichte etwas anders erzählt. Hier wird der Bär nach dem ersten Koksgenuss sofort zum drogensüchtigen und sehr aggressiven Vierbeiner, der auf der Suche nach weiterem Stoff alles mordet und zerfleischt, was ihm nur vor die Pranken kommt.
Damit der Bär nicht vergeblich nach Opfern sucht, sorgt Elizabeth Banks für ordentlich Betrieb in den sonst so stillen Wäldern des Chattahoochee–Oconee National Forest. So sucht die Krankenschwester Sari (Keri Russell) nach ihrer die Schule schwänzenden Tochter Dee Dee (Brooklynn Prince). Die unfreundliche Rangerin Liz (Margo Martindale) lässt sich auf ein Date mit dem Parkinspektor Peter (Jesse Tyler Ferguson) ein. Drogenboss Syd (Ray Liotta in seiner letzten Rolle) sucht mit seinen Schergen nach dem verlorenen Koks. Und dann ist da auch noch Polizist Bob (Isiah Whitlock Jr.), der die Fährte der Drogen aufnimmt.
„Cocaine Bear“ ist wunderbar leichtfüßig inszeniert. Die recht verschrobenen Charaktere im Film werden mit viel Genuss vorgestellt. Schnell weiß man als Zuschauer, wer sich am besten zum „Bärenfutter“ eignet und wen man doch gern verschont wissen würde.
Die Tonart ist jedenfalls schnell geklärt. „Cocaine Bear“ ist eine Gore-Komödie. Obwohl also reichlich Kunstblut über die Leinwand splattert, bekommt der Zuschauer ordentlich etwas zu lachen. Das zeigte sich auch bei der Pressepreview, in der die sonst so ernsten Journalisten einen Lach-Flash nach dem anderen bekommen haben. Von der Kampfszene, in der es einige lokale Teenager-Hooligans mit den schweren Jungs des Drogenkartells aufnehmen, bis hin zu einer Verfolgungsjagd, bei der der Bär auf Kokssuche zu den Klängen von „I Just Can‘t Get Enough“ einem davonfahrenden Krankenwagen nachrennt, gibt es viele tolle Szenen im Film.
Angesichts der vielen Bärattacken braucht man aber schon einen robusten Magen. „Cocaine Bear“ ist kein Familienfilm, das ist eher ein Spaßfilm für die Nischenfraktion der Kinogänger, die einen morbiden Spaß an blutrünstigen Horrorfilmen haben.
Leider kommt der Film schon nach zwei Dritteln zu einem überbordenden Höhepunkt, der anschließend auch nicht mehr zu toppen ist. Gerade zum Ende hin geht dem Film leider die schräge Partystimmung verloren. Schade. (CS / Bilder: Universal Pictures International Germany)
Fazit: 3,5 von 5 Sterne (FSK 16)
Spieldauer: 95 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=oD2QynhQm_M
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 109 (4/2023).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: Cocaine Bear erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).