Gabriele Amorth war tatsächlich der Exorzist des Papstes. Bis zu seinem Tod mit 91 Jahren im Jahr 2016 soll er über 70.000 Exorzismen durchgeführt haben. Dabei ging es stets darum, von bösen Geistern besessene Menschen zu „befreien“ und sie zurück in den wärmenden Schoß der Kirche zu führen. Über seine „Arbeit“ mit Satan und den Dämonen der Hölle hat der Exorzist sogar zwei Bücher geschrieben.
Drehbuchautor Michael Petroni und Regisseur Julius Avery machen aus dem Mythos nun einen waschechten Horrorfilm – und lassen Oscar-Preisträger Russell Crowe in die Rolle des Exorzisten schlüpfen. Der spielt die Rolle mit einem ganz eigenen verschmitzten Humor, der dem Zuschauer tatsächlich deutlich stärker im Gedächtnis hängen bleibt als die eigentlichen Gruseleffekte.
Und darum geht es in der Hollywood-Version von Father Gabriele Amorths Wirken: Die zweifache amerikanische Mutter Julia (Alex Essoe) zieht mit ihren Kindern in eine alte spanische Abtei. Die Kinder sind alles andere als happy und die nötigen Restaurierungen ziehen sich in die Länge. Vor allem der kleine Peter (Peter DeSouza-Feighoney) verändert sich zusehends und entwickelt Zeichen von echter dämonischer Besessenheit. Der örtliche Priester Esquibel (Daniel Zovatto) versucht zu helfen, aber der Fall ist zu heiß für ihn. Der Exorzist des Papstes muss anreisen.
Dass von fiesen Dämonen besessene Kinder sich bestens für die Kinoleinwand eignen, hat bereits der Film „Der Exorzist“ aus dem Jahr 1973 beweisen können – mit Linda Blair als besessenes Blag. Seitdem sind zahllose Varianten des Themas ins Kino gekommen, die dem Exorzismus immer noch eine weitere Splatter-Version hinzugefügt haben. Kein Film hat es aber annähernd geschafft, das Original zu übertrumpfen.
Das gelingt auch der neuen Verfilmung nicht. Stattdessen wiederholt „The Pope’s Exorcist“ erstaunlich viele bewährte Szenen aus dem Klassiker. Der besessene Peter liegt den ganzen Film über im Bett und verwandelt sich äußerlich auf eine sehr unansehnliche Art. Er flucht auf lästerliche Weise, lässt Leute durch die Luft fliegen und zeigt sich von allen Exorzismus-Sprüchen und vom Weihwasser nur mäßig beeindruckt. Wenn das Böse seine Kraft zeigt und Gliedmaßen von einer unsichtbaren Kraft auf unnatürliche Weise verbogen werden, glaubt man sogar fast, in einem reinen Remake zu sitzen.
„The Pope’s Exorcist“ gelingt es immerhin noch, eine neue Metaebene einzuziehen. Denn die alte Abtei birgt ein Geheimnis, in das sogar der Papst persönlich (cool: Franco Nero) involviert ist. In den Kellergewölben der spanischen Abtei stößt der Exorzist auf ein zutiefst verstörendes Szenario. Was Gabriele Amorth nun unternimmt, könnte die weiteren Geschicke der Menschheit beeinflussen.
Bis zum Ende nach anderthalb Stunden bleibt trotzdem der Eindruck bestehen, alles schon einmal gesehen zu haben. Dem Film fällt erstaunlich wenig Neues ein. Und so wandern die Gedanken der Zuschauer: Warum steht der besessene Sohn nicht einfach auf? Warum hat der erfahrene Exorzist keine wirklich wirksamen Waffen in seinem Koffer? Warum macht der Dämon so viel „Show“ und murkst nicht einfach alle Gegner ab? Ein unbefriedigender Horrorfilm. (CS / Bilder: Sony Pictures)
Fazit: 3,5 von 5 Sternen (FSK: 16)
Spieldauer: 103 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=6VGwEPjmlyE
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 206 (5/2023).
Der Beitrag Kino-Filmkritik: The Pope’s Exorcist erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).