Das „Kleine Theater Falkensee“ war in den letzten Jahren immer gut für das ganz große Drama auf ganz kleiner Bühne. Der „Don Karlos“ wurde aufgeführt, „Faust“ war zu sehen, „McBeth“ erging sich in schmerzvollen Monologen und auch „Dantons Tod“ war ein Thema. Jetzt ist das Drama auch in den eigenen Reihen angekommen: Nach 15 Jahren hat das leitende Regie- & Dramaturgie-Duo „Theater.Redux“ mit Sebastian Eggers und Sebastian Maihs neue Herausforderungen angenommen. Für das „Kleine Theater Falkensee“ könnte dies das Ende sein.
Viele Theatergruppen im östlichen Havelland haben sich den humorvollen Schwank ins Programmheft geschrieben: Sie unterhalten mit gut gespielten Schenkelklopfern, gehen aber nicht dorthin, wo es kulturell schmerzt und wirklich anspruchsvoll wird.
Diese Aufgabe hat sich das „Kleine Theater Falkensee“ (www.kleines-theater-falkensee.de) auf die Fahne geschrieben. In den letzten Jahren haben Sebastian Eggers in der Regie und Sebastian Maihs auf der Bühne immer wieder aufs Neue vorgelebt, dass es im Theater keine Grenzen gibt und dass die historischen Stücke (gern zeitgenössisch angepasst und kreativ weitergesponnen) noch immer eine unbändige Kraft haben, die das Hirn des Publikums zwar fordern und martern, zugleich aber lange im Kopf nachhallen.
Das Publikum konnte sich in den letzten Jahren blind darauf verlassen, dass immer in der Zeit vor Weihnachten ein neues Stück vorgestellt wird, das ein Dutzend Mal im Kulturhaus Johannes R. Becher aufgeführt wird und dann noch ein paar Mal als Gastspiel in anderen Häusern läuft.
Beeindruckend war stets, wie klassische Stücke mit minimalistischer Kulisse, aber ausdrucksstarker Dramaturgie auf kleinster Bühne vorgeführt wurden. Das Publikum saß oft unmittelbar vor den Schauspielern, die keinerlei Hemmungen davor hatten, sich vollkommen in ihre Rollen zu stürzen. So gab sich das „Kleine Theater Falkensee“ stets extrem anspruchsvoll. Dabei wandelte es immer wieder barfuß auf der Rasierklinge tanzend im Risiko, ob die neuen Stücke den Zuschauern wohl gefallen werden. Nicht jeder Gast konnte mit jedem Stück glücklich gemacht werden.
Und nun das: „Das ‚Kleine Theater Falkensee‘ feierte am 18. November seine allerletzte Premiere in der Regie von Sebastian Eggers. 15 Jahre lang haben Sebastian Eggers und Sebastian Maihs das ‚Kleine Theater Falkensee‘ künstlerisch geleitet, nun endet diese Ära. Sebastian Eggers hat seit Oktober 2022 eine feste Dozentur für Schauspiel und künstlerische Praxis an der Universität der Künste in Berlin inne, und Sebastian Maihs möchte sich in den nächsten Jahren vermehrt seinem Gesang widmen.“
Zum Abschied wurde mit Lydia Ruhnke, Steffi Schieferdecker, Paula Wagner und Maurice Ryba ein letztes Stück aufgeführt – und zwar nur vier Mal. „Schon lange habe ich keinen Champagner mehr getrunken“ präsentierte sich als Anton Tschechow Abend mit Versatzstücken aus „Onkel Wanja“ und „Der Birnengarten“. Sebastian Eggers: „Tschechow beschreibt Menschen, die eher durch ihr Leben stolpern und es erdulden, statt es zu gestalten. Er seziert die Lebenslügen seiner Figuren, beschreibt ihre großen Hoffnungen und folgt ihnen in ihrem Scheitern.“
Sebastian Maihs überraschte mit gleich mehreren wunderschön gesungenen Liedern, am Flügel begleitete Joëlle Lucía Balan das Geschehen musikalisch.
Sebastian Eggers: „Wir hatten bereits mehrere Generationswechsel, einer steht gerade wieder an: Auch unsere aktuellen Schauspieler ziehen weiter. Damit das ‚Kleine Theater‘ auch ohne uns und sie vielleicht noch eine Zukunft hat, müsste sich nun jemand finden, der in den kommenden Jahren einen Neustart begleiten könnte.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 213 (12/2023).
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