Es ist geschafft. Mit ordentlicher Verspätung wurde am 15. März endlich das Natur-Erlebniszentrum in der „Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide“ eröffnet. Es bietet sich nun als Startpunkt für Ausflüge in die Döberitzer Heide an. Vor Ort gibt es multimedial aufbereitete Informationen über Tiere und Pflanzen, die man auf seinen Spaziergängen entdecken kann. Für unterwegs gibt es nun auch eine kostenlose App, die bei der Bestimmung von Tieren und Pflanzen hilft.
300 Jahre lang war das Militär in der Döberitzer Heide Zuhause. Hier rollten die Panzer über den Sand, robbten die Soldaten durch die Heide, wurde der Krieg geprobt. Eine positive Begleiterscheinung dieser Übungen war, dass in der Döberitzer Heide eine einzigartige Natur entstanden ist – mit Flugsandfeldern, Binnendünen, Laubmischwäldern, Trockenrasen, Heiden und Mooren. 6.600 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten wurden in diesem Biotop entdeckt, darunter auch seltene Urzeitkrebse, Rotbauchunken, Steinschmätzer und Wiedehopfe.
Mit dem Abzug der sowjetischen Armee wurde das Gebiet sich selbst überlassen. Seit 1977 steht es unter Naturschutz. 2004 kaufte die Heinz Sielmann Stiftung 3.650 Hektar vom Truppenübungsplatz, um daraus die „Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide“ zu entwickeln.
Für Besucher stand das Tor zur Döberitzer Heide immer offen. Solange man auf den ausgewiesenen Wegen bleibt, kann man lange Spaziergänge durch das Naturschutzgebiet unternehmen. Tatsächlich gibt es einige erste Infoschilder der Heinz Sielmann Stiftung an den Wegrändern. Ansonsten erkennt man wenig vom Wirken der Stiftung vor Ort. Allenfalls kann man beobachten, wie Auftragnehmer der Stiftung aufschießende Bäumchen fällen, um die Offenlandschaft weiter zu erhalten.
Was bislang fehlte, war so etwas wie ein offizieller Anlaufpunkt, eben ein Besucherzentrum. Genau ein solcher Fixpunkt wurde nun in der Döberitzer Heide errichtet. Betritt man die Heide von Elstal aus (hinter Karls), sieht man recht bald zur linken Seite die ehemalige Panzerkommandantur der Sowjets, von der aus Übungsschüsse in die Landschaft vorgenommen wurden.
Vom alten Einsatzzweck ist heute nichts mehr zu bemerken. Aus dem ehemals militärischen Gebäude wurde nach der Kernsanierung ein freundlich wirkendes Natur-Erlebniszentrum, das allen Besuchern nun in der Hauptsaison vom 16. März bis zum 31. Oktober kostenfrei von Dienstag bis Freitag von 11 bis 16 Uhr und am Wochenende von 10 bis 17 Uhr zur Verfügung steht. Am Montag gibt es einen Ruhetag.
Eigentlich sollte das Natur-Erlebniszentrum bereits im vergangenen Jahr eingeweiht werden. Allerdings brauchten die Verantwortlichen für die Eröffnung einen Internet-Anschluss – für die Mitarbeiter vor Ort, die nun hier ihr Büro haben, für die Besucher der Multimedia-Ausstellung und für das Funktionieren der neuen App draußen in der Natur. Der Landkreis Havelland erteilte dem Vorhaben, einen Sendemast zu errichten, eine Abfuhr. So musste erst zeitaufwändig ein Glasfaserkabel von Elstal bis zur Kommandantur verlegt werden.
Der neue Eröffnungstermin am 15. März 2024 passte aber eigentlich fast noch besser als der alte. Denn so konnte man auch gleich noch 30 Jahre Heinz Sielmann Stiftung und 20 Jahre „Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide“ mitfeiern.
Weit über hundert Besucher aus Wirtschaft, Politik und Naturschutz waren am 15. März bei der Eröffnung dabei, darunter auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Sie sagte bei der Schlüsselübergabe an den Stiftungsratsvorsitzenden der Heinz Sielmann Stiftung, Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde: „Die Heinz Sielmann Stiftung ist ein starker Partner, um den Naturschutz weiter in die Herzen der Menschen vor Ort zu tragen.“
Aber was passiert im Natur-Erlebniszentrum eigentlich? In der ehemaligen Panzerausbildungsstätte gibt es nun einen Ausstellungs- und Veranstaltungsraum, der allen Besuchern während der Öffnungszeiten offen steht, in dem aber auch Schulklassen einen ersten Anlaufpunkt finden und Vorträge stattfinden können.
Im Eingangsbereich stößt man zunächst auf ausgestopfte Tiere, so etwa auf ein Wisent, einen Wolf, ein Przewalski-Pferd und einen Rothirsch. Sie sind die Stars der neuen Dauerausstellung „Große Pflanzenfresser und wie sie unsere Landschaft gestalten“, die das Thema Biodiversität in der Döberitzer Heide in den Mittelpunkt stellt. Alle Wände wurden von einem Theatermaler kunstvoll mit Illustrationen versehen. Hier werden die verschiedenen Lebensräume der Döberitzer Heide visualisiert. Dr. Hannes Petrischak, Leiter Naturschutz in der Heinz Sielmann Stiftung: „In den Grafiken sind 200 verschiedene Tierarten verewigt. Weitere Informationen gibt es in den 16 Infotafeln, die zur Ausstellung gehören.“
Schaukästen und an den Wänden montierte Becherlupen erweitern die Ausstellung ebenfalls. Die übrigens auch ein Wimmelbild mit integrierter Suchaufgabe ist: Gleich fünf Wiedehopfe sind auf den bemalten Wänden versteckt.
Herzstück des Natur-Erlebniszentrums ist der 3D-Medienkörper. Er zeigt auf der einen Seite Naturfilme in der Endlosschleife und lädt auf der anderen Seite zu einem riesigen Quiz ein, das sich mit der kostenlosen App „Biodiversity“ in der Hand meistern lässt. Hier wird der Besucher etwa gefragt, was für ein Tier der Purpurbär wohl ist. Wir wissen es – ein Nachtfalter.
Fritz Brickwedde: „Es ist uns sehr wichtig, vor allem die Jugendlichen davor zu bewahren, ihre Wirklichkeit nur im virtuellen Raum zu erleben. Unsere Ausstellung ist eine Einladung, hinaus in die Natur zu gehen.“
Und dabei hilft die neue Gratis-App. Sie bietet u.a. spielerische Rallyes durch die Döberitzer Heide an, arbeitet aber auch an einem riesigen Artenlexikon, das bei der Bestimmung von Tieren und Pflanzen vor Ort helfen soll. (Text/Fotos: CS)
Info: Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, Zur Döberitzer Heide 10, 14641 Wustermark (OT Elstal), Tel.: 033234-24890, www.sielmann-stiftung.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 217 (4/2024).
Der Beitrag Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide: Das Natur-Erlebniszentrum ist eröffnet worden! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).