Wo kommen eigentlich die Eier her, die zu Ostern bunt bemalt und mit Aufklebern versehen werden? Im Hofladen Falkensee leben das Jahr über 3.200 Hühner in zwei voneinander getrennten Ställen. Ihre Eier sind in der Region so begehrt, dass sie oft sehr schnell ausverkauft sind. Katrin Kruse nahm uns mit auf eine Hühnertour, auf der wir viel Neues über die pickenden Zweibeiner gelernt haben. (ANZEIGE)
Zunächst einmal: Der Hofladen Falkensee, der eigentlich in Dallgow-Döberitz liegt, produziert seine Eier in konventioneller Freilandhaltung. Vor Ort kann jeder Besucher des Hofladens gleich vom Parkplatz aus durch das „Stallblick“-Fenster in den Hühnerstall hineinsehen – und den Hühnern beim Picken, Scharren und Eierlegen zuschauen. So kann man jederzeit feststellen, dass es den Hühnern gut geht.
Katrin Kruse (49): „Unsere etwa 3.200 Hühner, die sich bei uns ums Eierlegen kümmern, gehören zur Rasse ‚Lohmann brown‘. 2.000 Hühner halten wir in unserem Stall gleich gegenüber vom Hofladen. 1.200 weitere sind in einem Mobilstall mitten auf der grünen Wiese untergebracht. Diesen Stall ziehen wir regelmäßig mit zwei Traktoren an einen neuen Standort, sodass die Hühner immer wieder neues Gras zum Fressen finden. Das ist eine Riesenaktion.“
Der Stall am Hof war bei unserem Besuch Ende Februar „ausgestallt“. Denn die Hühner, die vor Ort ihre Eier legen, tun das immer nur ein Jahr lang. Anschließend werden sie zum Schlachthof gefahren. Das Fleisch der Hühner wird für Convenience-Produkte für den Menschen oder zu Katzen- und Hundefutter verarbeitet. Katrin Kruse: „Mit dieser Wahrheit muss man sich eben auch beschäftigen. Wir bekommen anschließend wieder 2.000 Junghennen, die etwa 18 Wochen alt sind. Sie brauchen ihre Zeit, um herauszufinden, wo sie scharren, wo sie Futter finden, wo sie Wasser trinken, wo sie schlafen und wo sie ihre Eier legen können.“
Die Eier, die von den Junghennen gelegt werden, sind zunächst sehr klein – kleiner als die kleinste Gewichtsklasse der Eier, die von S (<53 Gramm) bis XL (73+ Gramm) reicht. Diese „Junghenneneier“ werden deswegen preiswerter angeboten.
Im Stall befinden sich Lichtbänder unter den Nestern. Katrin Kruse: „Das Nest soll immer der dunkelste Ort im Stall sein. Der Boden der Nester ist etwas schräg gestellt, sodass neu gelegte Eier auf ein Transportband rollen. So können wir die neuen Eier besser einsammeln. Wir wiegen sie anschließend, um die Gewichtsklasse zu bestimmen. Jedes Ei bekommt einen Stempel. Das ist Pflicht, wenn man mehr als 400 Hühner hält. Der Stempel gibt an, aus welchem Land, von welchem Hof und aus welchem Stall das Ei stammt und welche Haltungsform verwendet wurde.“
Die Hühner sind den ganzen Tag im Freien und können so stundenlang ihr Gelände erkunden. Schutzhäuschen im Auslauf bieten ein sicheres Versteck vor dem Habicht. Katrin Kruse: „Die Hühner haben den Himmel immer im Auge und sehen es, wenn der Habicht kreist. Dann verstecken sie sich. Als der Flughafen Tegel noch offen war, haben sich neu bei uns eingestallte Hühner oft sogar vor den Flugzeugen versteckt.“
Ein richtiges Problem ist der Fuchs. Katrin Kruse: „Der Fuchs holt sich nicht nur ein einzelnes Huhn. Er gerät leicht in einen Blutrausch und bringt dann gleich eine ganze Strecke Hühner um. Deswegen sorgen wir schon in der Dämmerung dafür, dass alle Hühner im Stall sind – und machen die Luke zu. Jeden Tag kontrollieren wir den Zaun und suchen nach angefangenen Löchern. Der Fuchs möchte sich unter dem Zaun hindurchbuddeln. Diese Löcher machen wir sofort wieder zu. Der Zaun ragt tief in den Boden hinein. Und er ist auch so hoch, dass der Fuchs nicht drüberspringen kann. Und trotzdem verlieren wir jedes Jahr viele Hühner an den Fuchs.“
Die Hühner bekommen ein spezielles Futter zu fressen, das neben Getreide und geschrotetem Mais und Soja auch Muschelkalk für die Schalenbildung der Eier enthält.
Katrin Kruse: „Mit Krankheiten haben wir es nur selten zu tun. Aber: Auch Hühner können Würmer bekommen. Dann kommt der Hühnertierarzt und es gibt eine Wurmkur. Die Hühner müssen ihre eigene Hackordnung unter sich ausmachen. Ein Problem ist es für uns, dass das sogenannte Schnäbeln nicht mehr erlaubt ist. Dabei wurde die extrem scharfe Spitze der Schnäbel entfernt. Jetzt müssen wir sehr aufpassen, dass unsere Hühner immer gut beschäftigt sind – mit Sandbädern, Luzerneballen zum Picken und Klettern oder aber mit Picksteinen, die den Schnabel auf natürliche Weise abwetzen. Denn wenn den Hühnern langweilig wird, werden sie aggressiv und stupsen sich gegenseitig an. Dabei bleibt der spitze Schnabel leicht in der Haut stecken und reißt beim Zurückziehen eine kleine Wunde, die blutet. Die Farbe Rot finden die Hühner leider megaspannend. Dann picken sich die Hühner gegenseitig immer wieder – bis zum Tod. Das wird Hühnerkannibalismus genannt. Alleine deswegen schicken wir die Hühner an jedem Tag auf die Wiese ins Freie, wenn es das Wetter erlaubt.“
Was viele nicht wissen: Die Eier werden gar nicht frisch verkauft. Katrin Kruse: „Wenn sie noch ganz frisch sind, klebt das Eihäutchen an der Schale und man kann die gekochten Eier kaum pellen. Das fällt viel leichter, wenn die Eier schon ein paar Tage alt sind. Auch ist das Eiweiß am Anfang noch krisselig. Deswegen warten wir mit dem Verkauf zwei bis drei Tage.“
Nach dem Legen müssen Eier 18 Tage lang überhaupt nicht in den Kühlschrank. Ein Inhaltsstoff im Eiweiß namens Lisozym verhindert ein Bakterienwachstum – die Eier können nicht „schlecht“ werden. Erst danach sollte man sie in den Kühlschrank tun – für maximal zehn weitere Tage.
Katrin Kruse: „Die Nachfrage nach unseren Eiern ist so hoch, dass wir seit Anfang des Jahres fast immer ausverkauft sind. Das wird zu Ostern hin sicherlich noch schlimmer werden, danach sollte sich die Situation wieder normalisieren.“
Eier werden zurzeit von der Firma „Beelitz Frischei“ hinzugekauft, die ebenfalls Freilandeier anbietet. Seit kurzem gibt es auch Bio-Eier von der Erzeugergemeinschaft „Brandenburger Bio Ei“ aus Hoppenrade. Katrin Kruse: „Unsere Kunden kaufen meist ein bis zwei Kartons Eier für sich – und nehmen oft ihren Nachbarn sogar noch Eier mit, wenn sie doch eh schon bei uns sind.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Hofladen Falkensee, Dallgower Straße 1, 14624 Dallgow-Döberitz, Tel.: 03322-22462, www.hofladen-falkensee.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 216 (3/2024).
Der Beitrag Im Hofladen Falkensee sorgen 3.200 Hennen für Ostereier! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).