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Wichtiges Wasser in Schönwalde-Glien: Bodo Oehme lud Ende März ’25 zur traditionellen Grabenwanderung ein!

Wasser fällt in unseren Breiten zunehmend seltener vom Himmel. Und die Menschen verbrauchen es immer schneller. In der Zukunft wird es deswegen besonders wichtig sein, das Wasser in der eigenen Region zu halten, damit es für die dort lebende Bevölkerung zur Verfügung steht. Am 30. März lud Bodo Oehme als Bürgermeister von Schönwalde-Glien traditionell zu einer neuen Grabenwanderung ein. Sein großes Thema: das Wasser in all seinen Facetten. Bei seiner Wassersicherung im Gelände macht ihm nicht nur der Biber Ärger.

Bodo Oehme steigt als Bürgermeister von Schönwalde-Glien gern einmal in seine wetterfesten Wanderschuhe, um den Bürgern einmal zu Fuß die Besonderheiten der gemeinsamen Heimat zu zeigen.

Am 30. März fand morgens um zehn Uhr eine weitere “Grabenwanderung” statt, organisiert vom CDU-Gemeindeverband aus Schönwalde-Glien. Treffpunkt für alle war das Gewerbegelände von Lothar Lüdtke im Erlenbruch.

Bei Wind und Nieselregen folgten etwa 50 neugierige Gäste ihrem Gemeindeoberhaupt über Feld und Flur, um mehr über die vorhandenen Grabensysteme und die Notwendigkeit, Wasser in der Region zu halten, zu erfahren. Es ging dabei auch um das Klärwerk Wansdorf und den dort vorzunehmenden Ausbau, sowie über den ehemaligen Fliegerhorst im Erlenbruch, der nun in Wohnraum umgewandelt wird.

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Was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann: Vor ein paar hundert Jahren war unser östliches Havelland nichts anderes als ein morastiges Sumpfgelände. Vorherrschend war eine vermoorte Niederung, ein sogenanntes Luch. Für Reisende war damals diese Frage am wichtigsten: Wo findet sich die nächste Brücke?

Vor 1718 gab es immer wieder ausgedehnte Überschwemmungen in der Landwirtschaft. Bodo Oehme: “Da sind die Tiere im Winter zum Teil mit den Hufen eingefroren und das mitten auf dem Land. Da hat man gesagt, man muss etwas tun, damit die Weidewirtschaft funktioniert. Friedrich Wilhelm II. hat damals verfügt, dass die Landschaft durch Gräben zu entwässern sei. Er hat den Herrn von Hertefeld dazu verknackt, diese Idee in die Tat umzusetzen, weil es gerade im Havelländischen Luch eigentlich immer nass war. Auf alten Karten sieht man, dass in dem Bereich des Luchs alles mit gestrichelten Linien versehen war. Die Striche standen für Wasser.  Von 1718 bis 1726 hat man 530 Rheinische Meilen gebuddelt, um ein Grabensystem anzulegen, das heute noch existiert.”

Wenn man vom Havelländischen Luch spricht, dann meint man damit eine ausgedehnte annähernd quadratische Fläche zwischen Rathenow und Oranienburg im Norden und Brandenburg an der Havel und Potsdam im Süden. 

Verkehrte Welt: Die Gräben, die damals zur Entwässerung des Geländes verwendet wurden, lassen sich heute bestens dafür verwenden, um das deutlich knapper werdende Wasser in der Region zu halten. Schönwalde-Glien hat als Gemeinde zum Glück schon in den letzten Jahren größte Mühen auf sich genommen, um die uralten Grabensysteme wieder herzustellen, dort, wo sie verlandet, vermüllt, zugewachsen oder bewusst zugeschüttet waren. Tatsächlich sind die Grabensysteme ein echtes Steckenpferd des Bürgermeisters, der schon früh ihre Notwendigkeit gepredigt hatte. 

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Mit Wehren lässt sich das Wasser gezielt in den Gräben stauen, mit Schöpfwerken aus tiefer gelegenen Niederungen in die Höhe pumpen. Gerade bei den Schöpfwerken muss allerdings noch viel getan werden, um sie wieder in Schuss zu bekommen. Auch gibt es immer wieder Knatsch darum, wer ihre Leistungen eigentlich bezahlen soll.

Trotzdem: Die Gräben in Schönwalde-Glien sind voll, auch wenn es im laufenden Jahr noch gar nicht so viel geregnet hat. Bodo Oehme: “Eigentlich haben wir in Schönwalde-Glien ganz viel Wasser, wir befinden uns in einer Senke, das Wasser kommt vor allem von Wansdorf zu uns ins Tal geflossen. Da bin ich froh, dass wir in den zurückliegenden Jahren ganz viel Geld investiert haben, um die Gräben in Schuss zu halten. Denn die Gräben sind natürliche Wasserspeicher. Sie halten das Wasser in der Region.”

Bodo Oehme führte seine Sonntagswanderer zu Fuß mitten durch die Luch-Landschaft. Er zeigte ihnen zwischen Schönwalde-Dorf, Bötzow und dem Erlenbruch die Dorfstellen-Tränke, das Schönwalder Vlies und den Gottesgraben und sprach vom Niederneuendorfer Kanal und der Muhre.

Unterwegs entdeckte Bodo Oehme so manches Ärgernis. Etwa Zäune, die Grundstücksbesitzer so nah an den Graben gesetzt haben, dass eine ordentliche Pflege der Gräben kaum möglich ist: “Gerichtsverfahren um einen Rückbau der Zäune dauern leider viel zu lange.” 

Und es ging um – Müll. Bodo Oehme: “Hier verbergen sich im Wald noch um die tausend Kubikmeter Müll von den Russen, die damals einfach abgeladen wurden.” Hinzu kommt frischer Zivilisationsmüll in Form von leeren Flaschen und Produktverpackungen, die in der Natur liegen, aber auch so manche illegal im Wald deponierte Wohnungsentrümpelung.

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Ein weiteres Ärger – der Biber. An einer Stelle konnte die Gefolgschaft auf der Wanderung am Graben entlang sehen, wie sich das Wasser aufgrund eines frischen Biberbaus aufstaute. An anderer Stelle waren frische Bissspuren an den Bäumen auszumachen. Bodo Oehme: “Der Graben ist ein Funktionalgewässer und kein Biotop. Aus diesem Grund ist der Biber hier nicht erwünscht.”

Mit auf der Grabenwanderung dabei war Julia Röhl, Geschäftsführerin vom nahen Klärwerk Wansdorf, das gerade erst das 25-jährige Bestehen gefeiert hat und pro Tag etwa 40.000 Kubikmeter Abwasser reinigt. Das Abwasser stammt aus Falkensee, aus Schönwalde-Glien, aus Bötzow, aus Hennigsdorf, aus Velten und aus Oranienburg. 

“Früher” durfte das gereinigte Wasser auf den Rieselfeldern rund um das Klärwerk herum im Boden versickern. Heute muss das vorgereinigte Wasser in den Havelkanal geleitet werden, weil das Klärwerk keine vierte Klärstufe hat, die etwa Reste von Arzneimitteln aus dem Wasser filtern kann. Dieser Fakt führt dazu, dass das gesamte Wasser aus dem Klärwerk eben nicht in der Region verbleibt, sondern über den Kanal abgeführt wird. Ein Umstand, der Bürgermeister Bodo Oehme große Sorge bereitet: “13,1 Millionen Kubikmeter Wasser verlassen jedes Jahr unser Klärwerk. Vom Kanal aus fließt es ungenutzt bis in die Nordsee. Wir pumpen also unser kostbares Wasser weg.”

Tatsächlich werden nun im Klärwerk demnächst an die 51 Millionen Euro investiert. Das Geld wird aber leider noch nicht verwendet, um eine vierte Klärstufe für die eben erwähnten Medikamente zu bauen.

Julia Röhl: “Die Bevölkerung in unserer Region wächst stetig. Wir müssen das Klärwerk ausbauen, um mehr Kapazität zur Reinigung des Abwassers bereitzustellen. Auch eine neue Phosphatreinigung muss gebaut werden. Mit einer vierten Reinigungsstufe für die Medikamente im Abwasser warten wir, bis das entsprechende europäische Recht auch tatsächlich in deutsches Recht umgewandelt wurde. Dieser Schritt fehlt nämlich zurzeit noch.”

Bodo Oehme, der auch Aufsichtsratsvorsitzender für das Klärwerk Wansdorf ist, zeigte sich begeistert: “Wenn wir Zuhause auf die Spülung drücken, ist das Schmutzwasser bereits 20 Minuten später im Klärwerk. Nur in der Siedlung, wo wir eine Druckentwässerung haben, dauert es etwas länger.”

Die Grabenwanderung endete im Erlenbruch. Hier stehen die alten Kasernengebäude vom Fliegerhorst, der 1935 als Militärflughafen von der Deutschen Wehrmacht erbaut wurde, um neue Piloten auszubilden. Zu DDR-Zeiten waren hier die Sowjets präsent. Mit ihren Abhöranlagen haben sie vom Erlenbruch aus ganz West-Berlin belauscht.

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Bodo Oehme: “Erlen sind Bäume, die gern am Wasser stehen. Der Erlenbruch war schon immer sehr nass. Es ist eine echte Leistung von damals, dass die Kasernengebäude im Erlenbruch trotz des allgegenwärtigen Wassers mit Keller gebaut wurden. Und die Keller sind selbst heute, 90 Jahre später, noch immer trocken.” 

Der Investor Gerald Breschke von der Nordland GmbH möchte die bestehenden Bauten im Erlenbruch für den Wohnungsbau ausbauen – und einige neue Häuser errichten, um so Wohnungen für viele neue Schönwalder Bürger zu schaffen.

Wie ist da der Stand der Dinge? Bodo Oehme: “Wir haben den Satzungsbeschluss, wir haben die Erhaltungssatzung, alles ist durch. Der Investor hat bereits die ersten Baugenehmigungen für zwei Häuser. Wir verhandeln gerade, wie die Straße aussehen soll, die aus dem Erlenbruch hinausführt. Wir haben zwei städtebauliche Verträge mit einem Volumen von 29 Millionen Euro aushandeln können, um die Infrastruktur anzupassen. Der Investor hat jetzt 15 Jahre lang Zeit, um bis zum Jahr 2040 maximal 1.500 Wohneinheiten zu bauen – aber immer nur 150 in einem Jahr. Wir reden hier über 3.500 bis 3.700 neue Einwohner, die einmal im Erlenbruch leben könnten.”

Der feuchte Erlenbruch bleibt übrigens auch für die Zukunft erhalten. 3,2 Hektar Erlenwald werden in naher Zukunft der Gemeinde Schönwalde-Glien überschrieben und anschließend mit Fauna und Flora für die Zukunft bewahrt.

Und so schließt sich der Kreis rund um das Thema Wasser in Schönwalde-Glien. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 230 (5/2025).

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Der Beitrag Wichtiges Wasser in Schönwalde-Glien: Bodo Oehme lud Ende März ’25 zur traditionellen Grabenwanderung ein! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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