Das ist ein echter Schock für alle Freunde der deutsch-französischen Fusionsküche: Am 18. Februar überraschte das Hexenhaus-Team mit der folgenden Veröffentlichung in den sozialen Netzwerken und auf der Homepage: „Das Hexenhaus geht in Rente! Ganz unspektakulär haben sich der Entrepreneur Dr. Lothar Hardt und der Koch Edmund Becker ‚Edmond‘ – beide 70 Jahre alt – dazu entschieden, …
…das Hexenhaus nach zehn Jahren am 28. April 2019 (am 27. April 2019 ist der letzte Öffnungstag) in den verdienten Ruhestand zu schicken.“
Edmund Becker schrieb passend dazu: „Es war sehr schön, ein Teil der gastronomischen Landschaft in Falkensee gewesen zu sein. In der Hoffnung, einen kleinen Gourmet-Fußabdruck hinterlassen zu haben, sagen wir beide ‚Vielen Dank‘ und ‚Au Revoir‘.“
Für viele Stammgäste war diese Ankündigung ein echter Schock. Viele von ihnen erinnerten sich an schöne Abende im Hexenhaus, an den einen oder anderen Heiratsantrag nach einem Black-Angus-Essen oder an die legendären Küchenparties, die im 100 Jahre alten Eichenstamm-Haus abgehalten wurden. Carsten Scheibe von FALKENSEE.aktuell traf Edmund Becker zum Interview.
Scheibe: War der Entschluss, das Hexenhaus ein für alle Mal abzuschließen, eine spontane Entscheidung?
Becker: „Nein, der Verkündung ging eine lange Planungsphase voraus. Zehn Jahre sind ja eine sehr lange Zeit. Wir überlegen bereits seit einem Jahr sehr intensiv, wie es weitergehen soll. Wir bemerken nämlich eine große Bewegung in der Gastronomie, da wird sich in naher Zukunft alles ändern. Es kommt eine neue Bewegung auf uns zu, das Food Sharing. Große Teller sind out, man stellt auf dem Tisch lieber gleich mehrere Speisen zur Verfügung und teilt sich das Essen dann untereinander. Das ist sehr kommunikativ und die Gäste kommen beim Essen viel intensiver ins Gespräch. Im Hexenhaus wäre das ein zu großer Schritt, um das noch einmal zu ändern. Wir werden das Konzept in neuen Projekten umsetzen.“
Also geht es nicht direkt in den Ruhestand?
„Auf keinen Fall. Ich möchte nicht ins Rentnerloch fallen und den ganzen Tag lang den Rasen mähen.
Wir wollen uns über nichts beschweren. Das Hexenhaus, das war eine wirklich tolle Zeit und wir beenden das gastronomische Projekt mit vielen guten Erinnerungen und ohne Groll in irgendeine Richtung. Wir sind sehr froh, dass das Hexenhaus in Falkensee so gut angenommen wurde und dass wir die Kulinarik im Ort bereichern durften. Aber wir haben jetzt auch Lust auf etwas Neues. Das wird aber nicht in Falkensee stattfinden. Wir arbeiten an neuen und ganz konkreten Projekten in Caputh, am Stienitz-See und auch in Berlin. Um was genau es sich dabei aber handelt, das können wir aber jetzt noch nicht sagen. Das ist alles noch in der Entwicklungs-Phase.“
Wie geht es mit dem Hexenhaus weiter?
„Wir hatten schon die ersten Anrufe von potenziellen Nachmietern. Aber ich kann klar sagen: Wir werden das Hexenhaus nicht verpachten oder vermieten. Von unserer Seite aus endet die gastronomische Karriere vom Hexenhaus an dieser Stelle.
Wir haben aber kein Problem damit, das Hexenhaus und den dazugehörenden Garten zu verkaufen. Ein Käufer, der das nötige Kleingeld mitbringt, könne aus dem Hexenhaus sogar ein Wohnhaus machen und selbst mit der eigenen Familie einziehen. Man würde mitten in der Natur wohnen und hätte mit dem Hexenhaus ein einzigartiges Domizil.“
10 Jahre Hexenhaus: Was war denn Dein Highlight in der Zeit?
„Eigentlich waren das immer die Küchenparties. Da haben wir in der Küche tolle, neue Rezepte ausprobiert, die ansonsten nicht auf der Karte standen. Wir hatten immer tolle Gäste vor Ort, die dann mit angepackt und selbst die Teller an die Tische getragen haben. Es lag immer eine ganz besondere Stimmung bei den Küchenparties in der Luft. Daran denke ich gern zurück.“
Wird es denn vor dem 27. April noch einmal eine große Abschiedsparty geben?
„Wir haben das schon besprochen und darüber nachgedacht. Eine finale Entscheidung ist noch nicht getroffen. Da brauchen wir noch etwas Zeit, um das zu überdenken.“
Was passiert denn mit Koch Kevin, der doch auch schon zehn Jahre im Hexenhaus arbeitet?
„Keine Sorge, der Kevin ist auch weiterhin mit an Bord. Wir haben uns vor kurzem einen Food Truck angeschafft, einen 40 Jahre alten und bestens erhaltenen Borgward Henschel Mercedes aus dem Baujahr 79. Hier ist bereits alles eingebaut, was wir brauchen. Auch eine Reisegewerbekarte haben wir. Wir dürfen den Foodtruck also überall aufstellen und Essen verkaufen. Wir waren bereits in Lichtenberg und haben unter dem Motto ‚Die Provence bittet zu Tisch‘ großen Erfolg gehabt. Da haben wir dann eine Bouillabaisse aus dem Topf oder eine Black Angus Roll direkt aus dem Ofen verkauft. Das kam sehr gut an, die Gäste waren hin und weg.“
Wie heißt denn der Food Truck? Wird man ihn auch einmal in der Region sehen?
Über den Namen grübeln wir noch. Die Namen ‚Edmond‘s Diner Truck‘ und ‚Edmond‘s Rollin‘ Kitchen‘ stehen auf unserer Liste ganz weit oben. Demnächst werden wir auf dem Blues Festival in Kremmen und beim Throw Down Sportevent in Berlin mit dabei sein. In der Nachbarschaft wird man uns auf dem Falkenseer Stadtfest sehen können, das planen wir bereits fest mit ein.
Wir haben bereits ein paar tolle Gerichte kreiiert, die bestens im Food Truck funktionieren. Dazu gehört etwa ein Pulled Salmon mit einer Thousand-Island-Soße, wobei der Lachs aus dem schottischen Loch Duart kommt. Wir können auch ein veganes Gyros anbieten. Auf dem Falkenseer Stadtfest möchten wir gern einen Lobster-Burger servieren.
Wir sind da aber ganz offen. Wir können aus dem Food Truck heraus auch ein Gourmet-Candle-Light-Dinner mit Champagner servieren. Im Grunde genommen ist der Food Truck so etwas wie ein Hexenhaus auf Rädern.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Edmond’s Hexenhaus, Poetenweg 88, 14612 Falkensee, Tel.: 03322–123697, www.hexenhaus-falkensee.de
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 156 (3/2019).
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