Was ist denn eigentlich ein Quax? QUAX nennt sich der „Verein zur Förderung von historischem Fluggerät e.V.“ (www.quax-flieger.de). Dieser Verein wurde 2006 in Hamm gegründet, um Freunden von Oldtimer-Flugzeugen aus aller Welt die Möglichkeit zu geben, sich in ihrer Freizeit auch ohne eigenes Flugzeug ihrem Hobby zu widmen. Inzwischen haben sich unter dem Vereinsdach knapp 700 Mitglieder aus ganz Deutschland zusammengefunden.
An zurzeit zehn festen Standorten im Land kümmern sich die Experten fliegender Oldtimer um die 20 vereinseigenen Flugzeuge, die nicht nur gewartet und restauriert, sondern auch immer wieder einmal zum Abheben auf die Startbahn kleiner Flugplätze gerollt werden. Zu diesen QUAX-Standorten zählen z.B. Leverkusen, Kassel, Zweibrücken, Bad Kissingen und Rheinfelden.
Ein solcher QUAX-Hangar ist aber auch auf dem Flugplatz Bienenfarm unweit von Nauen-Berge zu finden. Vor Ort sind die lokalen QUAX-Mitglieder ganz besonders aktiv. So laden sie stets zum Saisonstart zum „Ausmotten“ der über den Winter in der Halle „eingemotteten“ Flieger ein und bitten nur kurze Zeit später zum Treffen „Stearman & Friends“, um die aus den USA stammenden Doppeldecker anzulocken. In diesem Jahr wurde erstmals die Veranstaltung „Ostblock Fly-In“ ins Programm genommen: Hier kamen Liebhaber von Flugzeugen aus dem Ostblock zusammen, um ihre historischen Maschinen zu zeigen, um zu fachsimpeln und natürlich auch, um zu einem Rundflug über das Havelland zu starten. In diesem Jahr war der Flugplatz Bienenfarm außerdem Gastgeber für das „36. Piper-Treffen“.
Alexander Stendel von QUAX: „Wir möchten den Flugplatz Bienenfarm mit Leben erfüllen und haben den Anspruch, in der Saison von April bis Oktober wenigstens ein Event pro Monat zu veranstalten.“
Ganz in diesem Sinne luden die Verantwortlichen im laufenden Jahr erstmals zum neuen Event „LeiseQuax 2019“ ein. Bei dieser Veranstaltung war garantiert kein Lärm zu vernehmen, denn dieses Mal ging es vom 7. bis zum 11. August um die Segelflieger. Alexander Stendel: „Wir wollen erst einmal Erfahrungen sammeln und haben das Event noch nicht so hoch aufgehängt wie die anderen Treffen. Sieben oder acht Segelflieger aus dem ganzen Bundesgebiet sind aber trotzdem unserer Einladung gefolgt und haben uns besucht. Der QUAX-Verein besitzt übrigens auch selbst historische Segelflieger, allerdings nicht hier vor Ort am Flugplatz Bienenfarm.“
Die logistische Hürde bei einem LeiseQuax-Treffen: Die Segelflugzeuge können ja nicht wie die motorisierten Maschinen von weit her zur Bienenfarm geflogen werden. Sie müssen stattdessen mit dem Auto transportiert werden – im Anhänger.
Ralf Wiesenbrock von QUAX: „Die speziellen Anhänger zum Transport der Segelflugzeuge nennen wir ‚Rennkrokodile‘. Beim Transport in diesen speziellen Röhren werden die Flügel abgeschraubt und später vor Ort wieder montiert. Das geht in einer Viertelstunde – und schon kann der Flieger in die Luft gehen.“
Cornelius Braun steigt vor Ort in eine historische QUAX-Maschine – eine Grunau Baby IIb in Holzbauweise, die 1958 vom Band lief. Das Segelflugzeug, das erstmals 1932 im Deutschen Reich erbaut wurde, 6,09 Meter lang ist, eine Spannweite von 13,57 Metern aufweist, 160 Kilo wiegt und bis zu 160 Stundenkilometer erreichen kann, braucht natürlich eine Starthilfe.
Auf anderen Flugplätzen, die auf Segelflugzeuge eingerichtet sind, gibt es eine sogenannte Seilwinde. Beim „Windenstart“ wird das Segelflugzeug in das Zugseil eingehängt. Rollt die Winde das Seil mit bis zu einhundert Stundenkilometern ganz schnell auf, wird das Flugzeug so zuverlässig in die Luft gehoben. Auf dem Flugplatz Bienenfarm kommt stattdessen die Methode „Flugzeugschlepp“ zum Einsatz. Ein Motorflugzeug zieht hier mit seiner Kraft das Segelflugzeug in die Luft.
Cornelius Braun: „Theoretisch kann ich mit dem Segelflugzeug den ganzen Tag in der Luft sein. Heute ist das Wetter so, dass ich die dunkle Kante der großen Wolkenfelder anvisiere und mich die Thermik dann nach oben trägt. Es gibt dabei die Möglichkeit, sich von Wolke von Wolke tragen zu lassen, das nennen wir eine ‚Wolkenstraße‘. Es gibt heute aber einen starken Wind am Boden, der die Thermik zerreißt. Da kann es vorkommen, dass ein Flug bereits nach zehn Minuten schon wieder vorbei ist. Aber selbst dann kann ich mit dem Segelflugzeug noch punktgenau wieder auf dem Flugplatz landen.“
Krass ist: Da viele Segelflieger nur einen einzelnen Piloten zulassen, fliegen Schüler, die den Segelflugschein machen möchten, schon bald alleine – unter kundiger Aufsicht aus der Ferne.
Cornelius Braun, der in seinem Alltagsleben als Fotograf arbeitet: „Meine Tochter ist 14 Jahre alt, sie fängt gerade an mit ihrem Segelflugschein. Ich fliege nun bereits selbst seit 38 Jahren und behaupte, dass die Fahrt mit dem Auto zum Flugplatz gefährlicher ist als das Fliegen selbst. Ganz klarer Fall: Da oben in der Luft wird einem nicht langweilig, das ist ein ganz besonderes Gefühl, auf das ich niemals verzichten könnte. Ich selbst habe übrigens mit 16 Jahren mit dem Segelfliegen angefangen. Zurzeit schaffe ich etwa fünf Flüge im Monat – man hat ja noch Familie und andere Verpflichtungen.“
„Rippen- und Holmenbruch“ – das wünschen sich die Segelflieger vor einem Start. Oft ist die ganze Familie vor Ort mit dabei, um die Segelflieger beim Start mit anzuschieben und „auf Kurs“ zu halten.
Alexander Stendel: „Nach fünf Tagen Segelfliegen auf der Bienenfarm können wir festhalten: Wir können auch leise!“
Die Segelflieger, die mit altem oder auch modernem Fluggerät vor Ort waren, haben untereinander natürlich jede Gelegenheit zum gemeinsamen Fliegen und Klönen genutzt. Nach dem Motto „Fliegen den ganzen Tag“, und „Feiern die ganze Nacht“ konnten die Segelflieger aus ganz Deutschland die fünf Tage vor Ort blieben und eine Auszeit im Havelland genießen. Wer wollte, durfte dabei direkt auf dem Flugplatz im Zelt „unter der Tragfläche“ übernachten oder aber mit QUAX-Hilfe ein Hotelzimmer im nahen Ribbeck beziehen.
Alexander Stendel: „Bei den anderen Treffen konnten die Besucher immer hautnah mit dabei sein und die Maschinen direkt am Tower-Gebäude von der Gastronomie aus hautnah erleben. Beim LeiseQuax spielte sich das Geschehen eher direkt an der Startbahn ab. Aber auch hier waren uns Zaungäste sehr willkommen. Wie gesagt: Wir haben das Event jetzt erst einmal probeweise im kleinen Rahmen veranstaltet. Kommendes Jahr werden wir da einen größeren Rahmen finden.“
Die ersten Termine für 2020 stehen bereits fest. Vom 13. bis zum 19. April 2020 laden die QUAX-Piloten zum „Ausmotten“ ein. Das „2. Ostblock Fly-In“ wird vom 15. bis 17. Mai stattfinden. Und vom 3. bis 5. Juli wird es das Treffen der „Stearman & Friends“ geben. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 162 (9/2019).
Der Beitrag LeiseQuax 2019: Segelflieger zu Besuch auf dem Flugplatz Bienenfarm! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.