Ende August nutzten gleich 108 angemeldete Teilnehmer der 4. ADAC Landpartie Classic (www.adac-landpartieclassic.de) die Gelegenheit dazu, bei schönstem Sonnenwetter zwei Tage lang durch das ländliche Brandenburg zu cruisen. Jeder Teilnehmer der vom ADAC Berlin-Brandenburg organisierten Landpartie war zugleich auch Besitzer eines liebevoll gepflegten Oldtimers, der „damals“ zwischen 1928 und 1986 das allererste Mal über den Asphalt der Straßen gerollt ist.
Zu diesen besonderen Automobilen, von denen die meisten übrigens als Cabrio unterwegs waren, zählten seltene Vorkriegswagen und Ost-Klassiker ebenso wie edle Modelle aus Amerika, England und Italien. Beobachter auf der Strecke konnten eine Chevrolet Corvette C2 ebenso bestaunen wie z.B. ein Jaguar E-Type Cabrio, einen Ferrari 400i oder einen Bentley Speed 8 Special.
Die zweitägige Tour startete in Potsdam und führte die Teilnehmer über Stationen wie die Beelitz-Heilstätten, Werder, das Krongut Bornstedt oder das Industriemuseum Brandenburg auch bis ins schöne Havelland – gut 255 Kilometer waren zu überbrücken. Am 31. August trafen die ersten Oldtimer gegen 12:30 Uhr in Ribbeck ein, um direkt im Schatten des Schlosses zu parken und eine Rast einzulegen.
Hanns-Oliver Plöger wohnt in Berlin-Lichtenrade. Er ging mit der Nummer 35 in einem mintgrünen Porsche 911 Cabrio aus dem Jahre 1989 an den Start. Er erzählte: „Die Tour ist einfach super, die Organisation hätte besser nicht sein können. Auf der ganzen Strecke brauchten wir übrigens keine Navigation. Kleine Schilder am Straßenrand wiesen uns unterwegs immer wieder den Weg. Ein Kreis ließ uns rechts abbiegen, ein Quadrat links. Ein Dreieck signalisierte – geradeaus geht’s weiter. Da war es wirklich unmöglich, sich zu verfahren.“
So folgten die Fahrer jenen Wegen, die bereits Theodor Fontane, Königin Luise, Otto Lilienthal und Albert Einstein in Brandenburg beschritten hatten. Fast unnötig zu erwähnen, dass bei jeder Neuauflage der ADAC Landpartie Classic immer wieder eine neue Strecke vorbereitet wird.
Tollkühne Männer und Frauen in ihren historischen Kisten: Ging es da nicht auch darum, mit ordentlich Tempo und mit dem Bleifuß Erster auf der Strecke zu werden? Hanns-Oliver Plöger: „Auf keinen Fall. Es ist ja keine Rallye, sondern eine Landpartie. Wir Teilnehmer nennen das übrigens Autowandern. Wir fahren gemütlich durch die schöne Landschaft und genießen die Aussicht. Da gehören sogar Wanderpausen dazu.“
Wie eben die Pause in Ribbeck. Hier warteten freiwillige Helfer vom regionalen Ortsclub des ADAC auf die Oldtimer-Fahrer. Sie hakten alle eintreffenden Teilnehmer von einer Liste ab und stempelten außerdem das „Bordbuch“, das später belegen sollte, dass die Teilnehmer der motorisierten Landpartie auch wirklich alle Stationen selbst besucht hatten.
Vor Ort kümmerte sich Björn Dreidax vom „Ribbäcker“ (www.ribbaecker.de) um das Wohl der Gäste. Er hatte im Kirchgarten hinter seinem Haus Tische und Bänke ins Freie gestellt und ein großes Buffet mit kalten Getränken, Kaffee und selbstgebackenem Kuchen aufgebaut. Sogar zwei Musiker waren vor Ort, um den Gästen einen schönen Empfang zu bereiten. Eine besondere Überraschung: Auf jeden Fahrer wartete ein – passend zum Standort – frisch gebrackenes „Birnenbrot“. Björn Dreidax: „Hier haben wir kleingeschnittene Ribbecker Birnen mit in den Sauerteig gegeben.“
Dass die Tour in Ribbeck Halt gemacht hatte, war kein Zufall. Björn Dreidax: „Die Veranstalter hatten sich bereits im Herbst bei mir gemeldet und angefragt, ob sie nicht vielleicht Station bei uns machen könnten. Ribbeck kommt natürlich dem Gedanken einer Landpartie ganz besonders nahe, weil man hier das Landleben pur genießen kann.“
Hanns-Oliver Plöger freute sich über das gesellige Beisammensein im Pfarrgarten: „Wir Oldtimer-Freunde, wir kennen uns untereinander. Es gibt ja das ganze Jahr über viele entsprechende Treffen und Veranstaltungen. Da freut man sich, wenn man bekannte Gesichter sieht. Wobei: Es darf nicht jeder mit auf die ADAC Landpartie Classic, die Teilnehmerplätze sind begrenzt. Da muss man sich schon mit einem guten Auto bewerben. Die Nachfrage ist riesig.“
Heinz-Peter Freiberg, Fahrtleiter der ADAC Landpartie Classic: „Wir freuen uns, viele alt-bekannte Gesichter wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Aber natürlich ist es ein besonderer Reiz, auch immer wieder neue Teilnehmer und Oldtimer kennenzulernen.“
Entschleunigung, Genuss und Kultur bestimmten den Ablauf des 4. „Oldtimer-Wanderns“. An jeder Haltestation mussten aber stets auch knifflige Aufgaben bewältigt werden. In Ribbeck bekam so etwa jeder Gast ein Glas Honig geschenkt. Den Honig im Glas hatten die Bienen vom Imker Thomas Raabe aus Falkensee produziert – nachdem sie im Frühjahr die Birnenblüten im „Birnengarten Ribbeck“ (www.birnengarten-ribbeck.de) angeflogen sind.
Rafael Kugel, der sich als Pächter um die 2006 im Rahmen der Bundesgartenschau gepflanzten 23 Birnbäume kümmert, auf dem idyllischen Gelände zum Picknicken einlädt und einmal im Jahr auch den „Tag der Birne“ ausruft, erklärte: „In diesem Jahr haben wir im Birnengarten 30 Kilo Honig geerntet. 130 Gramm Honig davon konnten aus jedem Gläschen genascht werden.“ Die Frage vor Ort war: Wie viele Blüten müssen die Bienen anfliegen, um diese Menge an Honig zu gewinnen?
Rafael Kugel: „Die Oldtimer-Fahrer haben geknobelt, gerechnet und geschätzt. Auf die richtige Antwort – 520.000 Blüten – ist aber niemand so wirklich gekommen.“
Den besonderen Moment nutzte der ADAC Berlin-Brandenburg auch gleich, um eine Patenschaft für einen der Birnenbäume im Birnengarten abzuschließen. Manfred Voit, Vorstandsvorsitzender im ADAC Berlin-Brandenburg, und Dieter Hütte, Vorstand für Tourismus, bekamen von Rafael Kugel eine Urkunde für „ihr“ Bäumchen überreicht. Bei sengenden Temperaturen über 30 Grad freuten sie sich nach der Patenschafts-Zeremonie sehr über ein Glas mit eiskaltem Havelwasser (www.havelwasser.com). Das ist eine regionale Spezialität, für die Rafael Kugel verantwortlich zeichnet: „Bio-Weißwein küsst Birnensaft. Das ist bei dem heißen Wetter natürlich sehr erfrischend.“
Gunnar Findt aus Rodenhausen in Hessen und Franziska Altenberger aus Falkensee nahmen zusammen in einem Mercedes Pagoge 230 SL aus dem Jahr 1964 an der 4. ADAC Landpartie teil. Franziska Altenberger (www.franzis-cocktailservice.de), die mehrere Meistertitel im Cocktailmixen hält: „Es war meine allererste ADAC Landpartie und es war wunderschön. Obwohl ich ja in der Region lebe, haben wir Ecken kennengelernt, die ich vorher noch nie gesehen habe. Nicht einmal zehn Kilometer von Ribbeck entfernt sind wir durch eine Birnbaumallee gefahren, das war total beeindruckend. Da hatte man immer Angst, dass einem gleich eine Birne auf den Kopf fällt. Am ersten Tag haben wir die Landpartie übrigens noch auf Platz 1 angeführt. Am zweiten Tag haben wir aber alle Aufgaben versemmelt und keinen einzigen Punkt mehr gemacht. Aber das ist egal, wir haben so viele tolle Leute kennengelernt und sind total nett aufgenommen worden.“
Wer den historischen Fuhrpark in diesem Jahr verpasst hat, darf im kommenden Jahr vom 28. bis zum 29. August auf eine Wiederholung hoffen. Die 5. Auflage der ADAC Landpartie Classic führt dann aber durch das Ruppiner Seenland. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 163 (10/2019).
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