Thilo-Harry Wollenschlaeger, Schausteller aus Leidenschaft und in Berlin und Umgebung verantwortlich für zahlreiche kultige Volksfeste, Rummel und Oktoberfeste, hat eine Vision. Der bereits vor Jahren zugezogene Falkenseer: „Beim Falkenseer Stadtfest, da geht noch mehr, das kann man richtig groß machen.“
Mit seiner Hilfe ging es in diesem Jahr schon einen deutlichen Schritt voran in diese Richtung. Das Fest lief erstmals volle drei Tage lang. Und über die volle Distanz – vom 23. bis zum 25. August – hatte Thilo Wollenschlaeger einen kleinen Rummel vor der alten Stadthalle aufgebaut. Der Rummel lockte vor allem die Kinder an – mit einem Autoscooter, einem Kinderkarussel, dem klassischen Entenangeln, einem Schießstand und vielen weiteren Attraktionen. An mehreren Ständen gaben die Anbieter aus der Wollenschlaeger-Ecke auch Cocktails, gebrannte Mandeln, Knoblauchbrote und andere Leckereien aus. Das war schon einmal ein Ausblick auf das kommende Herbstfest.
Bereits am Freitag wurde erstmals auch die neue Selgros-Bühne am Eingang zum Gutspark aufgebaut und bespielt. Hier gab es parallel zur großen Bühne auf dem Campusgelände ein dreitägiges Musikprogramm für die Besucher, die es sich auf den Bierzeltbänken gemütlich gemacht hatten. Dabei zeigte sich, dass die Stimmung auf dem sonst als Parkplatz genutzten Areal besonders leicht zu entfachen war. Ann-Kristin Ebeling: „Als hier freitagabend DJ Haufffi zur Party-Nacht lud, tanzten die Leute schon bald ausgelassen auf dem Brunnen. So etwas habe ich in Falkensee noch nicht gesehen.“
Während DJ Haufffi alles an Stimmungshits aus der akustischen Büchse der Pandora zauberte, was seine Sammlung so hergab, sorgte Lokalmatador Ingolf Reichelt auf der Campus-Bühne für deutlich komplexere Musik. Seine Band „Friday Night“ spielte Highlights aus der lautstarken Schnittmenge zwischen Blues und Rock.
Ganz egal, ob „Flashback – die Partyband“, „DJ Mikey“, „Martin Martini“, „VolxRoxx“, „Bross4You“, „DJ Andy & friends“ oder „Cool Cats“: Das Musikangebot war breit gefächert und bot für jeden Besucher etwas.
Freitagabend ab 22:30 Uhr sollte eigentlich das Höhenfeuerwerk starten. Feuerwerker Steffen Rahmel aus Nauen war nach der langen Planung nicht amüsiert: „Das Feuerwerk wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Falkensee abgesagt – wegen der hohen Waldbrandgefahr.“ Auch so mancher Besucher war über das ausbleibende Spektakel traurig. Aber dafür bot das Stadtfest auch am Abend dank sommerlicher Temperaturen noch die Möglichkeit, sich gemütlich mit Nachbarn und Freunden zum Klönen und Quatschen an einen der vielen Tische zu setzen, die vom veranstaltenden Gewerbeverband „Interessengemeinschaft Falkensee“ (IGF) auf den Campusplatz gestellt wurden.
Am Samstag wurde – wie schon in den Jahren zuvor – der wohl wichtigste Tag des Stadtfestes begangen. Von 12 bis 18 Uhr zogen sich auf der einen Seite des Geländes die Stände der „Künstlermeile“ wie eine bunt-kreative Perlenschnur durch den Gutspark. Karin Klemme von den „Hobbykünstlern Falkensee“ hatte die Meile erstmals in diesem Jahr organisiert und an die 50 Kreative an den Start gebracht. Vor Ort konnten die Besucher wieder selbstgebastelten Schmuck, Bilder, Kinderkleidung, Perlen und Keramik begutachten und einkaufen. Und natürlich lockte die Besucher auch das Gespräch mit den Künstlern.
Auf dem Campusgelände zwischen Bibliothek und Schule formten die Stände der Vereine, Institutionen und Parteien einmal mehr ein O – und luden zum Rundlauf ein. Hier konnten die Besucher vor allem bei den Parteien so manches Stück Kuchen oder eine frisch gebackene Waffel am Stiel „für umme“ erhaschen – für das scherzhaft eingeholte Versprechen, doch bitte diese eine Partei und keine andere am 1. September zu wählen.
Auch „Falkensee aktuell“ präsentierte sich mit einem eigenen Stand – übrigens in Form eines alten Kiosks. Hier konnten die Leser mit der Redaktion ins Gespräch kommen – und lustige Fakenews lesen. Statt dem Hallenbad kommt nun eine pompöse Disney-Badelandschaft? Heiko Richter macht aus der Stadthalle ein neues Schrääg? Landtagskandidat Thomas Fuhl wird von Aliens „entfuhlt“? EMA Immobilien verschenkt ab sofort alle Häuser? So machten Nachrichten Spaß.
Für das Standpersonal wurde das Stadtfest bei Sonne pur und Temperaturen oberhalb der 30 Grad allerdings schnell zum „Backofen der Hölle“. Immerhin gab es auf der „Fressmeile“ gleich an der neuen Stadthalle so manches eiskalte Getränk zu erstehen. Besonders erfrischend: Eiskalte Cola aus der Büchse bei Akis Farmakis vom Karyatis. Und süffige kalte Früchtebowle am Stand vom Lions Club Falkensee.
Gab es in den letzten Jahren nur wenig Abwechslung beim Essen, so konnten die Besucher des Stadtfestes dieses Mal aus dem Vollen schöpfen. Auf dem Campusgelände konnte Molly in ihrem coolen Foodtruck gar nicht so schnell die Burger und Currywürste herausgeben, wie sie bestellt wurden. Edmonds Foodtruck war auch vor Ort und gab Raviellis und geschmorten Black Angus Braten aus. Petros und Akis Farmakis vom Karyatis servierten gleich an zwei Standorten frisch gegrillte Souvlaki mit Pommes im Pita-Brot. Auch Francesco Bellomo von der Trattoria Lucania und Oliver Seidel von der Falkenseer Neulandfleischerei kümmerten sich um das Wohl der Gäste. Dieser kulinarische „Battle“ der Foodtrucks und Grillstationen darf in Zukunft gern weiter ausgebaut werden.
Der Sonntag stand dieses Jahr ganz im Zeichen der Kinder. Der neu gegründete Verein „Förderkreis für Kinder, Kunst und Kultur e.V.“ lockte die Kinder u.a. mit einer Clownschule und einem Puzzle-Wettbewerb, vor allem aber mit einer großen Pappkartonstadt, die von den Kindern selbst gebaut wurde, auf das Campus-Gelände.
Die Besucher haben das Fest zum großen Teil sehr gut angenommen. Mona Anne Waffel: „Ich war mit meinem Mann am Samstagnachmittag vor Ort. Wir waren überrascht, dass sich die Veranstalter mit dem Angebot – gerade auch für Kinder – so viel Mühe gegeben haben. Ein buntes Spektakel, und für jeden war etwas dabei. Am Abend waren auch meine Töchter dort und fanden es sehr schön.“ Und Katja Klostermann sagt: „Ich fand das Stadtfest im Gegensatz zu den vergangenen Jahren supertoll, da war für jeden Geschmack etwas dabei. Jung und alt haben abends friedlich zusammen getanzt, sogar auf den Tischen. Ich ziehe meinen Hut: Langsam entspricht das Stadtfest von seinem Anspruch her auch der Größenordnung der in Falkensee lebenden Anwohner.“
Das Stadtfest polarisiert aber weiterhin. Während die einen gern bei lauter Musik und mit einem kühlen Bier in der Hand feierten und die Stimmung vor Ort genossen, fanden andere genau diese Kombination schrecklich. Alexandra Bauer: „Nur die Kunstmeile war ganz nett. Ansonsten war das Ballermann pur. Es war mein erstes und letztes Mal auf dem Stadtfest, leider.“
Was kritisch bemängelt wurde, das waren die in zu geringer Zahl aufgestellten mobilen Toiletten (auch wenn abends die Toiletten in der Stadthalle mit genutzt werden durften) und der viele Müll. Das sind aber Makel, die sich leicht beheben lassen.
Ein Problem bleiben sicherlich auch in der Zukunft die zahlreichen Jugendlichen, die sich – dank German-Security-Taschenkontrollen – bereits außerhalb des Stadtfest-Geländes mit reichlich mitgebrachten Flaschen hochprozentiger Alkoholika „abschossen“ und zum Teil deutlich schwankend durch den Gutspark lallten oder die Bahnhofstraße entlangtorkelten. Da waren verstörend viele äußerst junge Teenager mit dabei.
Sven Diving: „Gestern Abend führte der Weg zum Stadtfest leider dazu, dass ich meinen Kindern zeigen konnte, wo es hinführt, wenn man sich dem Alkohol hingibt. Beide (10 und 12) waren sehr geschockt.“
Jule Berlinerin: „Das war ein Stadtfest der Superlative. Aber: Selten so viele minderjährige Jugendliche im Gutspark alkoholisiert und kotzen gesehen.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 163 (10/2019).
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