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Channel: Seite 384 – Unser Havelland (Falkensee aktuell)
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Hoch zu Ross: Erstes Grünefelder Ring- und Hahnenturnier nach langer Zeit!

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Desirée Lengau reitet an. Mitten auf einer Ackerwiese in Grünefeld ist ein etwa einhundert Meter langer Parcours abgesteckt. Kurz vor dem Ende der Bahn steht ein Holzpfosten mit einem waagerechten Ausleger in Kopfhöhe. Hier schimmert ein goldener Ring in der Sonne. Desirée geht in den Gallopp und visiert den Ring mit einer kleinen Lanze an.

Diese Lanze ist kaum 30 Zentimeter lang und besteht aus einem Dorn, der gleich im vollen Lauf des Pferdes den goldenen Ring vom Ausleger pflücken soll. Dieser Ring muss anschließend noch ein paar Meter weiter über eine weiße Linie getragen werden, dann gilt der Durchgang als gewonnen.

Desirée Lengau scheitert leider beim ersten Versuch. Dann hat sie aber die perfekte Geschwindigkeit beim Gallopp gefunden, findet den Ring mit traumtänzerischer Sicherheit und pflückt die kleine Trophäe gleich neun Mal in Folge aus der Halterung.

Mit dieser souveränen Reitleistung gewann die 12-jährige aus dem Reitverein Jagdhaus Paaren am 8. September das erste Ringturnier, das in Grünefeld seit langer Zeit veranstaltet wurde – und verwies ihre sieben Konkurrenten auf die Plätze. Ingo Mier wurde mit sieben Treffern Zweiter und Annika Lerch mit sechs Ringen Dritte.

Über die junge Desirée erzählt ihre Mutter, die ebenfalls Reiterin ist: „Desirée reitet selbst, seit sie vier Jahre alt ist. Als sie elf Monate alt war und die Mama hier in Grünefeld geritten ist, da hat sie schon so lange geschrien, bis sie endlich auch einmal aufs Pferd durfte.“

Lange Zeit war das sogenannte Ring- und Hahnreiten eine gelebte Tradition in Grünefeld. Bis in die 50er Jahre fand das Reitspektakel regelmäßig vor Ort statt und brachte die Nachbarn zusammen. Im Jahr 2000 wurde das Event noch einmal wiederbelebt, schlief dann aber bald wieder ein.

Nun kümmert sich Juliane Bergk (57) um die Organisation. Die Reiterin gehört zur „Reitsportscheune“, die lange Zeit über in Falkensee ein Zuhause gefunden hat und nun wieder nach Berlin umgezogen ist, um hier Second-Hand-Reitsportartikel zu veräußern.

Juliane Bergk lebt in Grünefeld und ist hier inzwischen die Vorsitzende vom Heimatverein e.V., der 2002 gegründet wurde. Sie erzählt: „Der Heimatverein ist etwas eingeschlafen über die letzten Jahre, er besteht nur noch aus etwa 20 Mitgliedern. Ich möchte ihn gern wiederbeleben. Der Verein tritt an, um alte Traditionen aufrechtzuerhalten. Dazu zählen für uns auch das Osterfeuer vor Ort und dass wir einen eigenen Erntewagen zum Erntefest bereitstellen. Wir unterhalten außerdem einmal im Monat einen Frauenstammtisch. Aber auch das Grünefelder Ring- und Hahnenturnier muss wiederbelebt werden. Das letzte Turnier fand 2010 statt. Nun möchte ich es gern wieder in jedem Jahr veranstalten.“

Der Auftakt zur neuen Turnierserie ist gelungen: Über 80 Zuschauer fanden sich auf der Grünefelder Wiese ein, um dem kurzweiligen Spektakel hoch zu Ross zuzuschauen – bei frisch gegrillten Würstchen, kaltem Bier, heißem Kaffee und vom Heimatverein selbst gebackenem Kuchen.

Mit dem Ringturnier war die Veranstaltung am Bäckerweg 13 aber noch lange nicht beendet, denn das Hahnenschlagen stand ja noch auf dem Programm. Bei diesem Turnier wird ein hölzerner Hahn auf ein Gewinde geschraubt. Die Reiter galoppieren nacheinander heran und verpassen dem Hahn mit der flachen Hand einen ordentlichen Hieb, um ihn auf diese Weise in Drehung zu versetzen. So dreht sich das hölzerne Tier nach und nach aus seinem Gewinde. Gelingt es einem Reiter, den Hahn ganz von der Stange zu schlagen, sodass er zu Boden fällt, so gewinnt er den Durchgang.

Sieben der Reiter, die bereits beim Ringturnier mit dabei waren, traten für den Reitverein Jagdhaus Paaren an. Nur Kirsten Koch war mit ihrem Isländer-Pferd Graustein aus Börnicke angereist. Sie erzählte: „Eine Mitreiterin aus Börnicke hatte mich auf die Veranstaltung hingewiesen. Sie hatte das Plakat im Ladengeschäft von Juliane Bergk gesehen, es fotografiert und in unsere WhatsApp-Gruppe gestellt. Das Hahnenschlagen kenne ich aber gar nicht, das traue ich mir nicht zu.“

Am Ende ließ sich die Reiterin aus Dallgow-Döberitz aber doch überzeugen, beim Hahnenschlagen anzutreten. Und es kam, wie es kommen musste: Der Hahn fiel just bei der mutigen Reiterin das erste Mal zu Boden, sodass Kirsten Koch am Ende den Pokal für den ersten Platz entgegennehmen durfte. Den zweiten Durchgang gewann Desirée Lengau und den dritten Jessica Köppe.

Juliane Bergk: „Das Turnier war ein voller Erfolg, alle hatten viel Spaß. Um zu zeigen, dass dies keine einmalige Sache ist, stellen wir in beiden Disziplinen einen Wanderpokal, der nun mit den Namen der Gewinnerinnen versehen wird.“

Mitten im Turnier ritten auch noch vier weitere Reiter aus Börnicke heran, um das Event zunächst mit den Augen eines Zuschauers zu betrachten. Tina Hafemeister: „Unsere Pferde haben wir privat in Börnicke zu stehen. Heute wollten wir uns das Turnier einmal anschauen. Wir überlegen, ob wir vielleicht im kommenden Jahr teilnehmen.“

Es wäre der Veranstaltung zu wünschen. Sie ist sehr unterhaltsam, belebt alte Traditionen und lässt die Reiter aus der Umgebung ihr Können zeigen. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 163 (10/2019).

Der Beitrag Hoch zu Ross: Erstes Grünefelder Ring- und Hahnenturnier nach langer Zeit! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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