Der Geschichtspark Falkensee erinnert an eine wahrlich dunkle Zeit: Im Zweiten Weltkrieg war hier das KZ-Außenlager Sachsenhausen zu finden. Von 1943 bis 45 wurden vor Ort in mehreren Baracken viele hundert Zwangsarbeiter aus anderen Nationen interniert. Man hat sie u.a. dazu verpflichtet, in der lokalen Rüstungsindustrie zu schindern.
Regelmäßig finden Gedenkstunden im Park statt. So besucht so gut wie in jedem Jahr die „Amicale de Sachsenhausen“ aus Frankreich den Geschichtspark. Der Freundeskreis besteht aus den Hinterbliebenen der über 600 französischen Zwangsarbeiter aus dem Lager.
Sehr engagiert war auch der Norweger Sigurd Syversen, der viele Jahre lang gegen das Vergessen angekämpft hat. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass eine Schulpartnerschaft zwischen der Falkenseer Kant-Gesamtschule und der Stasjons Fjellet Skole in Oslo entstanden ist. Im Jahr 2014 hat Syversen dafür als Sonderpreis der Jury den „Bürgerpreis der Stadt Falkensee“ erhalten. Inzwischen ist der 1921 geborene Norweger verstorben. Ihm zu Ehren führt nun der Sigurd-Syversen-Weg direkt an der Falkenseer Gedenkstätte vorbei.
Auch ohne Sigurd Syversen wird die deutsch-norwegische Schulkooperation fortgeführt. In diesem Jahr besuchten am 25. September etwa 120 norwegische Schüler die Gedenkstätte. Sie stammten aus den 9. und 10. Klassen. Aus der Kant-Schule waren knapp 50 Schüler aus der 7. Klassenstufe und aus dem Abibereich mit vor Ort. Sie führten die Norweger nach der Gedenkveranstaltung noch über das Gelände. Anne Wittchow unterrichtet an der Kant-Gesamtschule Englisch und Geschichte. Sie sagte: „Im letzten Jahr waren wir nicht vor Ort, ansonsten sind wir eigentlich in jedem Jahr da. Die Schüler, die heute mit dabei sind, haben sich in der Schule intensiv vorbereitet. Sie müssen ja auch etwas erzählen können, wenn sie den norwegischen Schülern das ehemalige Lager zeigen.“
Die Versammlung wurde vom Chor der nahegelegenen Geschwister-Scholl-Grundschule musikalisch begleitet. Rektorin Kristina Scheibe: „Diese Veranstaltung zu begleiten ist uns schon aufgrund unseres Schulnamens ein Anliegen. Sophie Scholl hat sich 1942 vor die Gefängnismauern gestellt und für ihren dort wegen Hitler-kritischer Äußerungen inhaftierten Vater das Lied ‚Die Gedanken sind frei‘ auf der Blöckflöte vorgespielt. Ganz in dieser Erinnerung singt auch unser Kinderchor das Lied – und wird dabei auf der Blockflöte begleitet. Die Kinder haben sogar extra die Gebärdensprache zum Lied gelernt.“
Die Schüler aus Norwegen, die sich aus Kindern vieler Nationen zusammensetzen, trugen mit Gänsehauteffekt diesen Satz in ihren jeweiligen Muttersprachen vor: „Wer die Geschichte vergisst, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu wiederholen.“
Thomas Zylla, stellvertretender Bürgermeister von Falkensee: „Die Stadt hat sich verpflichtet, diesen Platz des Denkmals am Leben zu erhalten. Sie wird das Gelände weiter pflegen, ein Wegeleitsystem installieren und die einzige noch existierende Baracke so restaurieren, dass sie im Bestand erhalten bleibt.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 164 (11/2019).
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