Der erste große Bauabschnitt in der „G.O.L.D. Gartenstadt Olympisches Dorf von 1936“ neigt sich seinem Ende entgegen. Die terraplan Baudenkmalsanierungsgesellschaft aus Nürnberg ist angetreten, um die historische Stätte, die lange Zeit nur als verfallenes Denkmal in Elstal zu besichtigen war, in ein lebendiges Quartier zu verwandeln, in dem wieder Menschen leben. Im ersten Bauabschnitt wurde so etwa das historische „Speisehaus der Nationen“ wieder bewohnbar gemacht.
Und es sind mehrere neue Häuser entstanden, in die zum Teil bereits die ersten Mieter eingezogen sind.
Am 9. Oktober wurde feierlich die Grundsteinlegung vom Haus Montreal gefeiert – es ist das letzte Haus vom ersten Bauabschnitt, für das eine Baugenehmigung erteilt wurde. Die Grundsteinlegung mutet freilich ein wenig kurios an, weil von dem Haus bereits die Bodenplatte gegossen ist und die Kellerwände stehen. Aber so konnten die Besucher wenigstens windgeschützt der Zeremonie beiwohnen.
Das Haus Montreal ist Haus 12 im sogenannten „Grünen Ring“. Es liegt direkt am neu gebauten Jesse-Owens-Ring. Erik Roßnagel, Geschäftsführer von terraplan: „Unser Plan war es immer, hier vor Ort ein lebendiges Quartier entstehen zu lassen. Wir wollten kein elitäres Bauen, wo sich der normale Elstaler später nicht mehr wiederfindet. 3.000 Menschen werden später einmal vor Ort leben. Wir streben an, dass hier einmal ein Querschnitt durch die ganze Bevölkerung wohnen wird, Dazu gehören eben auch Senioren und ganz junge Menschen.“
Diese Herangehensweise trägt im Haus Montreal auf ganz besondere Art und Weise Früchte. Denn in den beiden oberen Geschossen entstehen zwölf barrierefreie Wohnungen für Senioren. Diese Wohnungen können von Kapitalanlegern erworben werden, um die Vermietung kümmert sich terraplan. In das Erdgeschoss kommt eine Demenz-Wohngemeinschaft mit Zimmern für elf spätere Bewohner. In das Souterran könnte ein Jugendclub und/oder eine Senioren-Begegnungsstätte einziehen. Haus Montreal soll laut Plan Ende 2022 fertiggestellt sein. Da die Bauarbeiten aber einen guten Fortschritt nehmen, könnte die Fertigstellung auch schon Ende 2021 oder Anfang 2022 erfolgen.
terraplan arbeitet im gesamten Quartier sehr eng mit den Gemeinschaftswerken zusammen. Sie werden sich auch um die Demenz-WG kümmern und auf dem Gelände des Olympischen Dorfes auch noch eine Tagespflege im Haus „Mexiko-Stadt“ und eine öffentliche Begegnungsstätte im „Speisehaus der Nationen“ einrichten. Der Kontakt zwischen den Gemeinschaftswerken und terraplan wurde von Wustermarks Bürgermeister Holger Schreiber vermittelt, was Erik Roßnagel sichtlich freute: „Senioren und gerade auch Menschen mit einer Demenz möchten nicht abgeschoben werden an das Ende der Welt. Sie möchten gern voll integriert sein, nah an ihrem alten Zuhause und nah an ihren Familienmitgliedern. Mit der Hilfe der Gemeinschaftswerke können wir das umsetzen.“
Noch ein wenig in der Schwebe ist die spätere Nutzung vom Souterrain im Haus Montreal. Bürgermeister Holger Schreiber: „Wir haben die Option, im Souterrain Räume anzumieten – zu einem sehr fairen Preis von fünf Euro pro Quadratmeter. Ich als Bürgermeister bin sehr dafür, diese Räume zu nutzen. Elstal wächst und wir brauchen einen Ortsteiltreff und einen Jugendtreff. Die Gemeinde diskutiert noch über das Für und Wider. Es wäre aber wirklich schade, diese Chance nicht zu ergreifen – gerade bei dieser tollen Lage. Zumal wir uns ja vor Ort auch ausprobieren können. So könnten wir nur Jugendliche oder nur Senioren ansprechen – oder beide Gruppen. Viele Familien wohnen hier in der Nachbarschaft. Ein solcher Treffpunkt würde sicherlich genutzt werden. Ab dem kommenden Jahr würde uns auch eine PKR-Stelle zur Verfügung stehen, die wir hier einsetzen könnten.“
Bei der Grundsteinlegung erinnerte Erik Roßnagel noch einmal an die großen Schwierigkeiten bei der Realisierung des ganzen G.O.L.D.-Projektes, das ohne eine Förderung fast gescheitert wäre: „Das Olympische Dorf wurde erst als Wohnort für die Athleten der Olympischen Spiele von 1936 verwendet und später als Kasernen für die Kriegsvorbereitung genutzt. Es handelt sich um ein doppelt kontaminiertes Denkmal, denn auch die Böden waren belastet. Wie geht man mit so einem Denkmal um, wie bekommt man das in die Nutzung? Was wir vor Ort getan haben, hat internationales Interesse hervorgerufen. Übrigens: Da bereits die ersten Mieter eingezogen sind, steht das Areal nun offen – jeder, der möchte, kann nun gern durch die Anlage spazieren und die Fortschritte in Augenschein nehmen. Es darf auch am Baucontainer geklopft werden: Unsere Experten vor Ort geben gern Auskunft.“
Anlässlich der Grundsteinlegung wurde eine Zeitkapsel im Fundament versenkt. Sie enthält ein Foto von Jesse Owens, Pläne vom Gebäude, eine G.O.L.D.-Atemmaske, 14 Glückspfennige (einen für jede gebaute Hauseinheit), eine Scherbe aus dem Olympischen Dorf und eine Ausgabe von FALKENSEE.aktuell. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 176 (11/2020).
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