Sechs Krimiautorinnen von den „Mörderischen Schwestern“ fanden sich am 10. Juni unter dem Nussbaum auf dem Gelände vom Schönwalder Kreativ-Verein ein, um gemeinsam der literarischen Mordlust zu huldigen. An die 150 Besucher nutzten die Gelegenheit, um kostenfrei den blutrünstigen Fantasien der Krimi-Damen zu lauschen.
Reinhold Ehl vom Kreativ-Verein in Schönwalde-Dorf (www.theater-in-der-scheune.de) war ganz in seinem Element. Er hatte in den letzten Wochen unermüdlich daran gearbeitet, eine professionelle Freilichtbühne auf dem Gelände von Kreativ-Verein in der Dorfstraße 7 aufzubauen.
Am 10. Juni sollte die neue Open-Air-Bühne endlich eingeweiht werden – mit dem Event „Mord unterm Nussbaum“. Heidi Ramlow von den „Mörderischen Schwestern Berlin“ (www.moerderische-schwestern-berlin.de) hatte für die blutrote Veranstaltung nicht nur fünf Schwestern im Geiste mitgebracht, sondern auch den Fond „Neustart Kultur“ angezapft. Der Fond war von der Regierung aufgelegt worden, um der nach der Corona-Pandemie strauchelnden Literaturszene ein wenig Rückenwind mit auf den Weg zu geben. So konnten alle Honorare der Krimiautorinnen aus dem Fond beglichen werden – mit der Folge, dass das Lesevergnügen „Mord unterm Nussbaum“ komplett kostenfrei bleiben konnte.
Reinhold Ehl übernahm die Moderation und kündigte die einzelnen Autorinnen an. Ein aufmerksames Publikum war auf jeden Fall vorhanden: „Wir hatten erst mit 70 Zuhörern gerechnet, am Ende kamen an die 150. Wir haben alles, was wir an Stühlen und Bänken hatten, aus dem Haus und aus der Scheune geholt, damit jeder im Schatten unter unserem Nussbaum einen Platz zum Zuhören hatte.“
Heidi Ramlow hatte für das Open-Air-Event einige Schwestern im Geiste mitgebracht, so auch Kerstin Finkelstein, Andrea Gerecke, Astrid Ann Jabusch, Slaviva Klimkowsky und Connie Roters. Im Stehen oder im Sitzen wurden wahlweise knackig endende Kurzgeschichten oder spannende Ausschnitte aus Romanen vorgetragen.
Andrea Gerecke las so etwa aus ihrem aktuellen Roman „Auf jeden Fall mit Blumen“. Hier findet die Berliner Floristin Viola einen renommierten Scheidungsanwalt erschlagen in seinem Büro vor – und übernimmt zusammen mit ihrer Tochter die Ermittlungen. Astrid Ann Jabusch, die im Falkenhagener Feld in Spandau wohnt, stellte ihre zweite abgeschlossene Kurzgeschichte aus der Reihe „Die seltsamen Verbrechen des Professor Icke“ vor. Der gestelzt redende Icke ermittelte mit seinem Assistenten Goodenough dieses Mal im Sportumfeld, um einen Mord aufzuklären. Jabusch: „Seit der Aufnahme bei den Mörderischen Schwestern begehe ich grauenhafte Morde und schreckliche Verbrechen – aber nur in meinen Kurzgeschichten.“
Das große Interesse an den Krimis erklärte sich die frühere Fernseh-Drehbuchautorin Heidi Ramlow so: „Krimis haben den großen Vorteil, dass am Ende die Bösen bestraft werden und die Gerechtigkeit siegt. Jedenfalls meistens.“ Heidi Ramlow hat in den Corona-Zeiten ihren Kolleginnen dabei geholfen, Förderanträge zu schreiben: „2020/21 habe ich deswegen nur eine Geschichte geschrieben, mit der aber beim Brandenburgischen Literaturpreis den ersten Platz gewonnen – als älteste Teilnehmerin mit 80 Jahren. Ich habe mir fest vorgenommen, ab August nur noch zu schreiben.“
Ihre Erfahrungen aus dem TV-Milieu konnte sie gleich in einer neuen Geschichte verwenden: In „Es ist ne Leich entsprungen“ spielt eine Komparsin einer Fernsehproduktion die Leiche ein klein wenig zu echt. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 208 (7/2023).
Der Beitrag Abgemurkst unterm Nussbaum: Open-Air-Krimilesung der Mörderischen Schwestern in Schönwalde-Dorf! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).