Der 3. Oktober ist der Tag der deutschen Einheit. Den kann man passiv Zuhause auf dem Sofa verbringen. Er lässt sich aber auch aktiv feiern. Bereits im letzten Jahr wurde dazu das „Einheitsbuddeln“ ins Leben gerufen. Das ist eine deutschlandweite Aktion, die dazu aufruft, dass jeder Bürger im Land am 3. Oktober doch bitte einen Baum pflanzen möge. Das wären 83 Millionen Bäume in jedem Jahr – ein grüner CO2-Staubsauger vom Allerfeinsten und eine wirksame Klimabremse.
In vielen Orten findet das „Einheitsbuddeln“ bereits statt. Auch in Falkensee wurde im vergangenen Jahr schon so mancher Baum ins Erdreich gesetzt. Das war auch an diesem 3. Oktober so. Gut und gern 40 Havelländer eilten mit Autos, auf Rädern und zu Fuß zum „Kinderstadtwald“. Das ist ein kleines verkrautetes Biotop voller Heidelibellen, Grashüpfer und anderer kleiner Tiere genau mittig zwischen der Essener Straße, den BMX-Erdhügeln der „Pic Trail Raiders“ und dem gerodeten Grundstück an der Seegefelder Straße, das einmal das Falkenseer Hallenbad aufnehmen könnte.
Das Jugendforum Falkensee, die Ortsgruppe Fridays4Future Falkensee und die Baumschutzgruppe Finkenkrug hatten zur Baumpflanzaktion geladen. Lennart Meyer vom Jugendforum: „Die Fläche vom Kinderstadtwald gehört der Stadt, sie wurde 2014 den Kindern zur Verfügung gestellt, sodass sie hier Bäume pflanzen können. Über hundert Büsche und Bäume wurden bereits in den Boden gesetzt, darunter viel Ahorn, Eichen und Birken. Ein Experte behält die Anpflanzungen im Auge und entfernt mitunter auch Bäumchen, die in Deutschland nicht heimisch sind. Am meisten Sorgen bereiten uns aber der Frost im Winter und zu viel Sonne und zu wenig Regen im Sommer. So verlieren wir etwa 20 Prozent der angepflanzten Bäumchen wieder. Nachpflanzungen sind sehr wichtig.“
Theobald Goltz vom Jugendforum kam zusammen mit seiner Oma angeradelt. Sie hatten einen Walnussbaum dabei, den sie bei der Oma frisch im Garten ausgebuddelt hatten. Theobald Goltz: „Ich war erst vor zwei Wochen da und habe dabei geholfen, die Bäume zu gießen. Es ist ein bisschen schwierig, hier vor Ort den Überblick zu behalten, da alles sehr chaotisch gepflanzt wurde. Sicherlich wäre es sinnvoll, mehr größere Bäume zu pflanzen. Sie haben bessere Chancen zu überleben.“
Auch beim „Einheitsbuddeln“ gab es wieder wenig Anweisungen. Die willigen Baumpflanzer marschierten munter drauflos, um sich selbst einen Platz für ihr mitgebrachtes Pflanzgut zu suchen. Ob dann die Wallnuss wirklich so gut direkt neben einer Eiche oder einem Apfelbaum platziert ist, wird sich mit den Jahren zeigen. Das in der Natur gern zelebrierte „Survival of the fittest“ wird am Ende schon dafür sorgen, dass einige Bäumchen überleben und irgendwann einen artenreichen Kinderstadtwald hervorbringen.
Immerhin: Es gibt vor Ort einen Wassertank, der regelmäßig von der Feuerwehr befüllt wird, um so regelmäßige Gießaktionen zu ermöglichen. Die Stadt mäht auch die Wiese ab und zu, um den von allein aufschießenden Bewuchs kurz zu halten. Lennart Meyer: „Für das Einheitsbuddeln 2020 haben wir extra Muttererde besorgt, einige Spaten bereitgestellt und Baumschutzhülsen organisiert, die sich um die eingesetzten Bäumchen biegen lassen.“
Die meisten Mitwirkenden hatten Pflanzgut aus dem eigenen Garten mitgebracht. Bernd Klingberg hatte so etwa mehrere meterhohe Schößlinge der Samthaarigen Stinkesche mit dabei. Dieser Baum wird auch gern als „Bienenbaum“ bezeichnet, weil er den wohl nahrhaftesten Pollen und Nektar trägt. Bernd Klingberg: „Ein solcher Bienenbaum musste wegen einem Hausbau weichen. Ich habe vorher an die 2.000 Samen gerettet. 21 Bäume stehen jetzt neu in meinem Garten. Ein paar habe ich direkt im Kübel angezogen. Die Imker hatten aber kein Interesse, also spendiere ich sie dem Kinderstadtwald.“
Familie Liesegang aus Falkensee rückte gleich komplett mit beiden Kindern an, um Walnuss-Bäumchen, Ahorn und Weide zum Kinderstadtwald zu bringen. Marco Liesegang: „Bei uns war wieder das Eichhörnchen unterwegs und hat einige Walnüsse vergraben. Ein Bäumchen wuchs direkt am Haus, das musste leider weg. Wir haben es ausgebuddelt und so hat der Schößling im Kinderstadtwald doch noch eine Chance, um zu einem großen Baum heranzuwachsen.“
Lennart Meyer: „Mit den Baumpflanzungen stellen wir auch sicher, dass diese Fläche vor einer zukünftigen Bebauung geschützt wird. Wir planen aber auch, später Vor-Ort-Lehrstunden für Kinder durchzuführen, um ihnen die Vielfalt der Pflanzen näherzubringen.“ (Text / Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 176 (11/2020).
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