Der dritte Oktober 2020 markiert ein besonderes Jubiläum: Die Deutsche Einheit ist nun bereits 30 Jahre alt. Da ist es an der Zeit, diesen Tag auf ganz neue Weise anzugehen – mit einer deutschlandweiten Danke-Demo. An vielen Orten in ganz Deutschland fanden deswegen sehr außergewöhnliche Veranstaltungen statt. Sie alle standen unter dem gemeinsamen Motto „Deutschland singt“.
Das Ziel: Gemeinsames Singen bringt Menschen aus allen Kulturen und Generationen zusammen. Am 3. Oktober sollten deswegen um 19 Uhr gleichzeitig im ganzen Land zehn zuvor ausgewählte verbindende Lieder gesungen werden.
Im Havelland machte Dallgow-Döberitz an der Aktion (www.3oktober.org) mit. Der Kirchenchor Dallgow, die Kantorei Neufinkenkrug sowie die Bläserchöre PD Brass und Circle Brass luden die Menschen dazu ein, sich am Einheitstag zur Abenddämmerung auf dem Bahnhofvorplatz einzufinden, um gemeinsam zu singen. Die Liedtexte zu „Die Gedanken sind frei“, „Wind of change“, „Nun danket alle Gott“ oder „Über sieben Brücken musst du gehn“ waren zuvor zum Üben im Internet einzusehen gewesen. Sie wurden aber auch vor Ort auf Papier verteilt.
In Dallgow hatte die Kantorin Therese Härtel die Aktion angestoßen und organisiert. Elisabeth Fleisch: „Aufgrund von Corona konnten wir mit unserem Chor bereits seit Wochen nicht mehr proben. Wir hatten eigentlich vor, für Ende des Jahres das Weihnachtsoratorium einzustudieren, das klappt ja nun leider nicht mehr. Therese Härtel hatte aber als Chorleiterin die Idee, draußen im Freien zu proben. Sie brachte uns dann darauf, ‚Dallgow singt‘ zu planen und in die Tat umzusetzen.“
Weit über 300 Menschen strömten dank des Engagements von Therese Härtel am 3. Oktober auf den Bahnhofvorplatz in Dallgow-Döberitz. Mit brennenden Kerzen in der Hand strotzten sie der Dunkelheit und gaben friedlich und mit lauter Stimme ein trällerndes Bekenntnis ab – für Grundwerte wie Freiheit, Humanität, Zusammenhalt und Demokratie. Bei den Liedern, zu denen auch „Dona Nobis Pacem“ oder „Amazing Grace“ gehörten, halfen der Kirchenchor Dallgow und die Kantorei Neufinkenkrug stimmlich mit. Auch der Bläserchor Rohrbeck unterstützte die Singenden.
Dallgows Bürgermeister Jürgen Hemberger sprach ein paar Worte: „Das wiedervereinte Deutschland ist inzwischen längst Normalität geworden. Vor 31 Jahren hatten wir aber noch eine ganz andere Welt. Es gab den Ostblock, die Mauer und den Kalten Krieg. Unsere heutige Normalität war aus damaliger Sicht ein unerfüllbarer Wunschtraum. Für mich ist die Wiedervereinigung noch immer ein Wunder, ein unglaubliches Glücksgefühl.“
Das teilten viele der Anwesenden, so auch Dallgow Bürgermeister-Kandidatin Kerstin Richter: „Wir singen heute zu einem tollen Anlass. Es ist schön, dass so viele gekommen sind. Wenn es vor 30 Jahren den Anlass nicht gegeben hätte, dann würden wir heute alle nicht hier stehen.“
Jana Hoffmann war extra mit ihrem Mann Dirk aus Falkensee angereist: „In Falkensee wird so ein Event ja leider nicht angeboten. Das ist schade, vor der neuen Stadthalle hätte sich das durchaus angeboten. Ich mag solche Sing-Veranstaltungen sehr, da könnte es gern auch noch mehr von ihnen geben. Hier ist natürlich toll, dass wirklich jeder die Lieder wie ‚Der Mond ist aufgegangen‘ kennt und entsprechend auch mitsingen kann.“
Keine Frage: Bei einbrechender Dunkelheit sorgten die flackernden Kerzen für eine tolle Atmosphäre. Nach gut einer Stunde war der Event, der so viele Menschen spontan zusammengebracht hatte, wieder vorbei. Das Gefühl, dass hier viele frühere Ossis und Wessis als nun zusammengewachsene Deutsche die Einheit freundlich und frohgemut gefeiert haben, das bleibt allerdings. „Dallgow singt“ ist eine Veranstaltung, die gern zu einer jährlichen Tradition werden darf. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 176 (11/2020).
Der Beitrag Deutschland singt zur Deutschen Einheit – Dallgow macht mit! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.